Bachelorarbeit, 2016
37 Seiten, Note: 2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Kurzfassung
Abstract
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Stand der Forschung und Relevanz
1.3 Methode und Forschungsfrage
1.4 Aufbau und Ziele dieser Bachelorarbeit
2. Geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung
2.1 Land und Bevölkerung
2.2 Vorkoloniale- und spanische Kolonialzeit
2.3 US-amerikanische Kolonialzeit
2.4 Japanische Besatzung
2.5 Die Unabhängigkeit der Philippinen
2.6 Politische Machthaber (1965 – 2015)
2.6.1 Ferdinand Edralin Marcos (1965 – 1986, + 09/1989)
2.6.2 Maria Corazon Sumulong Cojuangco Aquino (1986 – 1992, + 08/2009)
2.6.3 Fidel Valdez Ramos (1992 – 1998)
2.6.4 Joseph Estrada (1998 – 2001)
2.6.5 Gloria Macapagal-Arroyo (2001 – 2010)
2.6.6 Benigno Simeon „Noynoy“ Cojuangco Aquino III. (2010 – 2016)
3. Wirtschaftsaufschwung der Philippinen
3.1 Bruttoinlandsprodukt
3.2 Analyse anhand von Wachstumstreibern
3.2.1 Konsum
3.2.1.1 Konsumanalyse Philippinen
3.2.2 Investitionen
3.2.2.1 Investmentanalyse Philippinen
3.2.3 Importe / Exporte
3.2.3.1 Import- / Exportanalyse Philippinen
3.2.4 Arbeit
3.2.4.1 Arbeitsanalyse Philippinen
3.2.5 Energie- und Ressourcenverfügbarkeit
3.2.5.1 Analyse der Energie- und Resourcenverfügbarkeit Philippinen
3.3 Beurteilung der Auswirkungen
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt (GDP) Ländervergleich 2000 – 2015 (Quelle: Economist 2016)
Abbildung 2: Einkommensentwicklung der Haushalte 2006 – 2012 (Quelle: Maurer, 2013)
Abbildung 3: Ausgabenentwicklung der Haushalte 2006 – 2012 (Quelle: Maurer, 2013)
Abbildung 4: Top 5 Importe / Exporte Philippinen 2015 (Quelle:WKO Österreich, 2016)
Abbildung 5: Entwicklung Arbeitsmarkt Philippinen 2000 – 2004 (Quelle:WKO Österreich, 2016)
Diese Bachelorarbeit handelt von der erfreulichen und überraschend starken, wirtschaftlichen Entwicklung der Philippinen in den letzten Jahren und untersucht, welche Fakten dazu geführt haben, sowie ob und wie sich dieser Trend fortführen lässt. Zunächst wird nach einer Einführung in die Geschichte des Landes sein Weg in die Unabhängigkeit aufgezeigt. Anschließend werden die politischen Machthaber der Republik vorgestellt und die Konsequenzen ihrer jeweiligen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Programme betrachtet. Dabei wird deutlich, dass bis vor wenigen Jahren die Ansätze einiger reformorientierter Politiker an Korruption, Vetternwirtschaft und Machthunger scheiterten, was sich katastrophal auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirkte, obwohl das Land viele Reichtümer besitzt: eine junge, freundliche und geduldige, meist gut geschulte Bevölkerung, fruchtbaren Boden, Rohstoff- und Energieressourcen, herrliche Landschaft. Die großen Probleme – Korruption, Arbeitslosigkeit, die immer größer werdende Lücke zwischen reich und arm, rasches Bevölkerungswachstum, fehlende Investitionen in heimische Infrastruktur wie Straßennetz, Elektrizitäts- und Wasserversorgung, Unruhen der moslemischen Bevölkerung, investorenfeindliche Gesetze - wurden nicht oder nur in Ansätzen angegangen. Um verstehen zu können, wie es unter Präsident Benigno Aquino III. gelang, den Wirtschaftsaufschwung in den letzten Jahren zu initiieren, wird mit Hilfe verschiedener Wachstumstreiber analysiert: Konsum, Investitionen, Import/Export, Arbeit sowie Energie- und Ressourcenverfügbarkeit. Um dieses Wachstum zu prolongieren, müssen die Philippinen die eingeschlagene Politik weiter verfolgen, in das eigene Land und die eigene Bevölkerung investieren, längst fällige Reformen wie die Agrarreformen durchsetzen, Arbeitsplätze in allen Regionen des Landes schaffen, den Tourismus ankurbeln, an der sozialen Gleichberechtigung arbeiten und ein für internationale Investoren interessanter Standort für werden.
Kufstein, 15.11.2016
This Bachelor thesis deals with the positive and surprisingly strong economic development of the Philippines over the last few years, which facts led to it and if respectively how this trend could be continued. After an introduction to the history of the country it will be shown its path to independence. Subsequently, the political authorities of the Republic are presented and the consequences of their respectively political, social and economic programs are considered. This makes it clear, that until a few years ago, the approaches of some reform-oriented politicians failed to corruption, nepotism and power greed, which catastrophically affected the economy and society, although the country has many riches: a young, friendly and patient, mostly well-trained population, fertile soil, ground treasures and energy resources, beautiful landscape. The big problems - corruption, unemployment, gap between the rich and poor, rapid population growth, lack of investment in domestic infrastructure such as road networks, electricity and water supply, the rioting of the Muslim population, anti-investor laws - have not ore only partially been solved. Through an analysis with the help of various growth drivers, it is shown how President Benigno Aquino III has succeeded in initiating the economic upswing of the recent years: consumption, investments, imports/exports, and labor as well as energy- and resource availability. To prolong this growth, the Philippines must continue to pursue a strategy, that invests in the own country and the own population, to implement overdue reforms such as the agrarian reform, create new jobs in all regions of the country, stimulate tourism, promote social equality and become an interesting foreign investor’s aim.
Kufstein, 15.11.2016
Die nachfolgende Einleitung dient zur ersten Orientierung und genauen Erläuterung des Inhaltes sowie der Ausarbeitung. Anhand eines kurzen Überblicks von aktuellen Fakten soll das gewählte Thema und die Problemstellung dieser Bachelorarbeit näher dargestellt werden. Im weiteren Verlauf erfolgt eine ausführliche Vorstellung der Philippinen, wobei hier näher auf Eckdaten des Inselstaates und dessen geschichtliche Entwicklung eingegangen wird. Im Hauptteil liegt der Focus auf dem wirtschaftlichen Aufschwung seit dem Jahre 2010, um in weiterer Folge die Ursachen und deren Auswirkungen näher zu betrachten.
Die Philippinen, die in der allgemeinen Wahrnehmung - abgesehen von Tourismus, Naturkatastrophen und Geiselnahmen der Terrororganisation Abu Sayyaf - eher eine untergeordnete Rolle spielen, legten in den vergangenen 6 Jahren ein wirtschaftliches Wachstumstempo vor, um das der südostasiatische Staat in der Region durchaus beneidet wird. Von politischer Seite wird klar definiert, dass ein sicheres und korruptionsfreies Umfeld sowie transparente Regeln Grundvoraussetzungen für den weiteren Aufschwung sind. Das Wachstum der Philippinen geht jedoch, laut der Asiatischen Entwicklungsbank, an der Mehrheit der Bevölkerung immer noch spurlos vorbei, womit nicht eindeutig ist, ob sich in den nächsten Jahren aus der zum Großteil armen Bevölkerung bzw. den wenigen Superreichen eine stabile Mittelschicht entwickeln kann.1
Diese Arbeit behandelt die aktuelle wirtschaftliche Situation der Philippinen und besonders die Ursache für das unerwartete Wachstum sowie dessen Auswirkungen. Aufgrund der Aktualität dieses Themas gibt es in Bezug auf die Literatur erst wenige Autoren, die sich dieser Frage im Detail angenommen haben. Ein erwähnenswertes Werk ist hier Reese und Werning mit der Veröffentlichung von „Handbuch Philippinen: Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur“.2 Es bietet einen umfassenden Überblick und erlaubt es dem Leser, einen tiefen Einblick sowie Verständnis über die Entwicklung dieses Inselstaates zu erlangen. Weitere Quellen, vor allem für den sehr aktuellen Hauptteil, bieten wissenschaftliche Journale, Artikel aus Wirtschaftszeitungen und Essays von großen anerkannten Wirtschaftsinstituten und Banken, welche als Grundlage für diese Arbeit dienen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein in der aktuellen Literatur wenig behandeltes Thema, wodurch die Relevanz dieser Arbeit unterstrichen wird.
Um eine genaue Analyse der derzeitigen Situation der Philippinen zu erörtern, soll die Ausarbeitung der Literatur anhand einer hermeneutischen Methode erfolgen. Das Ziel der Hermeneutik ist das Verstehen von Sinnzusammenhängen und im weiteren Verlauf die Gewinnung von Erkenntnissen.3 Wissenschaftliches Arbeiten wird mittels zweier traditioneller Vorgehensweisen vollzogen. Dies ist einerseits die Induktion, welche zwar Erkenntnisgewinn bringt, jedoch einen unsicheren Schluss und andererseits die Deduktion welche einen sicheren Schluss ohne Erkenntnisgewinn verspricht. Für diese Arbeit wird die Vorgehensweise der Deduktion gewählt, da bei deren Methode, Schlüsse nach einer logischen Ableitung vom Allgemeinen zu einem Besonderen gezogen werden und somit zu einem sichern Ergebnis führen.4
Die vorliegende Bachelorarbeit soll Einsicht in die Entwicklung der Philippinen vom Kolonial- zum angehenden Tigerstaat geben, wobei im Fokus die Analyse des Wirtschaftsaufschwungs seit 2010 und in diesem Zusammenhang Einflüsse und Auswirkungen stehen. Um dieses Thema intensiv zu betrachten, entstand folgende wissenschaftliche Forschungsfrage: „Welchen Einflüssen entspringt der wirtschaftliche Aufschwung der Philippinen seit 2010 und welche Auswirkungen ergeben sich daraus?“
Diese Bachelorarbeit ist folgendermaßen aufgebaut: Nachdem in der kurzen Einleitung die Ausgangssituation und die Problemstellung für diese Arbeit skizziert wurden, soll der Stand der Forschung und die Relevanz für dieses Thema aufgezeigt werden. In einem weiteren Punkt werden die Forschungsfrage und die Methodik dargestellt, um im Abschluss der Einleitung die Ziele darzustellen. Zu Beginn des Hauptteils soll der geschichtliche Hintergrund erfasst werden, welcher ein besseres Verständnis über die Philippinen zum Ziel hat. Dabei werden insbesondere die Einflüsse von Kolonialbesatzungen sowie Machthaber, welche für das Land entwicklungshemmend waren und aus wirtschaftlicher Sicht kein Wachstum oder positive Entwicklungsschritte zugelassen haben, aus historischer Perspektive betrachtet. Im weiteren Verlauf wird der wirtschaftliche Aufschwung analysiert und kritisch betrachtet, welche Veränderungen nötig waren, um auf diesen Weg zu gelangen und die positiven Ergebnisse zu halten bzw. weiter zu steigern.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Forschungsfrage erfolgreich und zufriedenstellend zu beantworten und darzustellen, welche aktuellen Herausforderungen dieses Thema mit sich bringt. Weiter soll im abschließenden Fazit durch die Erkenntnisse aus dieser Arbeit eine Prognose für das Fortbestehen oder Scheitern der philippinischen Wirtschaft dargestellt werden, um die Forschung in diesem sehr aktuellen Bereich weiter voranzutreiben.
Entwicklung
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist der Inselstaat Philippinen dem Europäer ein eher unbekannter Begriff. In diesem Kapitel sollen einerseits wichtige Eckdaten vermittelt werden sowie im Anschluss anhand eines historischen Abrisses aufgezeigt werden, mit welchen Herausforderungen dieses Land konfrontiert war und auch heute immer noch ist.
Auf 300.000 km² Gesamtfläche erstreckt sich der Archipel Philippinen, bestehend aus 7.107 Inseln, die in drei Gruppen unterteilt sind: im Norden Luzon mit der Hauptstadt Manila, zentral die Vizayas und im Süden Mindanao und der Sulu-Archipel. Von den über 7.000 Inseln sind nur etwa 880 bewohnt.5 Knapp die Hälfte der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Ca. 40% der Bewohner arbeiten in der Landwirtschaft, Reis, Kokosnüsse, Mais, Zuckerrohr, Bananen, Ananas und Mangos sind die wichtigsten Anbauprodukte.6 Gut 102 Millionen Einwohner leben auf den Philippinen, allein im Großraum Manila etwa 17 Millionen.
Die Bevölkerung der Philippinen setzen sich ethnisch wie folgt zusammen: Tagalog 28.1%, Cebuano 13.1%, Ilocano 9%, Bisaya/Binisaya 7.6%, Hiligaynon Ilonggo 7.5%, Bikol 6%, andere 25.3% (Zählung 2000). 81% sind katholisch, 2.8% evangelisch und 5% sind Muslime, die hauptsächlich im Süden des Landes leben (Mindanao und Sulu-Inseln).
Die Filipin@s sprechen Filipino (Tagalog) und Englisch als Amts- und Verkehrssprache. Spanisch wird nur mehr wenig gesprochen. Das Bevölkerungswachstum beträgt ca. 2%.7 Umgeben vom Südchinesischen Meer, dem Pazifik und der Sulu-See liegen die Philippinen in einem von Vulkanausbrüchen und Erdbeben begünstigten Gebiet. Die Gefahr von Seebeben (Tsunamis) geht von einem der weltweit größten Tiefseegräben mit 10.540 m Tiefe aus. Das während des Jahres mit durchschnittlich 26,6° C maritime Tropenklima bietet einer vielfältigen Flora und Fauna ideale Lebensbedingungen, ebenso die über 20.000 m² großen Korallenriffe in Küstennähe.8
Lange Zeit, bevor der Portugiese Ferdinand Magellan im Auftrag des spanischen Königs Karl I. die Philippinen (benannt nach dessen Sohn und Thronerben Philipp II. von Spanien) entdeckt hatte und dort ermordet wurde, war die Inselgruppe schon besiedelt, wobei ab ca. 600 n.Chr. bereits Handelskontakte mit China, dem heutigen Indonesien und Japan unterhalten wurden. Durch Miguel de Legaspi wurde ab 1565 die Inselgruppe unter spanische Kontrolle gebracht. Auf der Insel Luzon gründete er die mittelalterliche Stadt Manila, die während der 333 Jahre dauernden spanischen Kolonialherrschaft die Hauptstadt war.
Die Philippinen waren für Spanien vor allem ein wichtiger Handelsumschlagplatz: Verkauf von lateinamerikanischem Silber und Ankauf von orientalischem Luxus wie Seide, Gewürze, Porzellan, Perlen, Parfums, Töpfereien und Teppiche für die Europäer.
Manila war Mitte des 17. Jahrhunderts ein Welthandelszentrum und mit 50.000 Einwohnern so groß wie Wien oder Paris, welche damals die beiden bedeutendsten Städte Europas waren.
Ein zweijähriges britisches Intermezzo als Kolonialherren, hinterließ den Spaniern 1764 eine erheblich ärmere, geplünderte und ausgebeutete Kolonie. Erste Revolten der philippinischen Bevölkerung und Widerstand vor allem gegen die Willkür der religiösen Orden wurden regelmäßig hart und blutig niedergeschlagen.
Nachkommen der einheimischen Mittelschicht ließen ihre Kinder in Europa studieren, wodurch diese mit den Ideen der Aufklärung in Kontakt kamen. Sie nannten sich Illustrados – Aufgeklärte - und erreichten die Trennung von Kirche und Staat, Gleichberechtigung der nicht-spanischen Bevölkerung und die Akzeptanz der Philippinen als gleichberechtigte spanische Provinz.
Dem Geheimbund Katipunan, der 1892 von Andres Bonifacio in Manila gegründet wurde, der soziale Reformen, Unabhängigkeit und Kommunikation in einheimischen Sprachen propagierte, gelang es bis 1898 das ganze Land, außer Manila, zu kontrollieren. Nachdem Emilio Aguinaldo am 12.7.1898 (offizieller Unabhängigkeitstag des Landes) die erste philippinische Republik ausrief, wurde eine philippinische Verfassung verkündet und er selbst wurde als erster Präsident der Republik Philippinen angelobt.
Zur selben Zeit begann der Spanisch-Amerikanische Krieg, der die Zerstörung der Spanischen Armada und den Verkauf der Inselgruppe sowie Kuba, Puerto Rico und Guam für 20 Millionen Dollar an die USA zur Folge hatte.9
Die junge Republik wurde unmittelbar im Anschluss an den Spanisch-Amerikanischen Krieg durch den grausamen, 3-jährigen Krieg gegen die USA, in dessen Folge etwa 20% der philippinischen Bevölkerung den Tod fanden, beendet und die USA bestätigten sich mit „benevolent assimilation“ als neue Kolonialherren. Den Philippinen wurden nun amerikanische Werte, Sprache, und Religion beigebracht, und nach Aussage von Präsident McKinley „erzogen und zivilisiert“10 11
Die USA begannen mit systematischer Ausbeutung der Bodenschätze und versorgten das Mutterland billig durch den großflächigen Anbau von Bananen, Zucker und Ananas. Mit dem „Tydings-McDuffie-Act (1934) bekamen die Philippinen den Status eines Commonwealth mit mehr Selbstverwaltung und der Aussicht, innerhalb von 10 Jahren unabhängig zu werden – dies stellte ein einzigartiges Versprechen eines Kolonialherren dar. 1935 wurde und blieb bis 1944 Manuel Quezon erster, vom philippinischen Volk gewählter Präsident des Commonwealth (Wiederwahl 1941). Aufstände gegen die Feudalherrschaft der Großgrundbesitzer, um die soziale Situation der Bevölkerung zu verbessern, wurden brutal niedergeschlagen. Die aufkeimende japanische Bedrohung führte 1941 zur Eingliederung von 100.000 philippinischen Soldaten in die US-Armee.12
Einen Tag nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 bombardierte die japanische Luftwaffe die beiden US-Stützpunkte nördlich von Manila. In weiterer Folge marschieret Japan in Manila ein und besetzte in einer groß angelegten Invasion das ganze Land. Die einheimische, von der kommunistischen Partei PKP organisierte Widerstandsbewegung Hukbahalap (Huks) stellte sich den japanischen Truppen auf Luzon entgegen und leistete erbitterten Widerstand. 1943 wurde eine zweite philippinische „Marionetten“-Republik mit Joseé P. Laurel an der Spitze ausgerufen und nach verlustreichen Kämpfen um Manila im August 1945 wieder beendet. Land und Bevölkerung litten unter der grausamen japanischen Besatzung.13
Nach der Kapitulation der Japaner am 2. September 1945 kehrte die Regierung nach Manila zurück. Am 4. Juli 1946 wurde die Unabhängigkeit der Philippinen von Harry S. Truman ausgerufen und Manuel Roxas zum Präsidenten gewählt. Die Bedingungen und Verträge der Unabhängigkeit machten es den USA leicht, wirtschaftlich, militärisch und politisch weiterhin großen Einfluss zu nehmen. Die beiden größten außeramerikanischen Militärstützpunkte entstanden auf den Philippinen und wurden den USA für 99-, später reduziert auf 25 Jahre zugesichert.14
Große Teile der Bevölkerung sympathisierten mit den aufständischen Huks, die sich nun HMB (Volksbefreiungsarmee) nannte und weiterhin ihren Partisanenkampf gegen die Regierung führte.15 Sie stellten eine Gegenregierung auf und forderten die Verstaatlichung und Abschaffung der Pacht in der Landwirtschaft. Diese internen Konflikte und der von den USA finanziell unterstützte Wiederaufbau erschwerten die Lage der philippinischen Regierung, deren Politik in der Nachkriegszeit stark vom Einfluss der USA geprägt war.16
1948 wurde Vizepräsident Elpidio Quirino, nach Roxas Tod, zum nächsten philippinischen Präsidenten ernannt und blieb durch Förderung von Industrieprojekten, dem Ausbau von Bewässerungs- und Straßensystemen und dem mit Friedensabkommen mit Japan in Erinnerung. Die Rebellion der Huks weitete sich aus, erst sein Nachfolger, Ramón Magsaysay, konnte sich Mitte der 50er Jahre mit konsequentem Vorgehen gegen die Huks durchsetzen. Am 8. September 1954 wurde SEATO (Südostasienpakt, quasi regionales Pendant zur NATO) gegründet, die Philippinen blieben bis zu ihrer Auflösung 1977 Mitglied.17
Bis 1957 waren die Philippinen die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in Südostasien, Ursache dafür war eine ansatzweise Industrialisierungspolitik und protektionistische Maßnahmen.18
Präsident Magsaysay kam 1957 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben und sein Vizepräsident Carlos Garcia übernahm sein Amt. Die kommunistische Partei wurde verboten und ihre Mitglieder mit der Todesstrafe bedroht, wodurch sich viele Huk-Anhänger dem dadurch ausgelösten Druck beugten.19
1961 unterstützten die USA den neuen Präsidenten Diosdado Macapagal. welcher ein Deregulierungsprogramm mit exportorientierter Entwicklung und Einflussgabe der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds forcierte und mit Indonesien und Malaysia 1963 die „großmalaiische Konföderation“ (Maphilindo), die allerdings nicht von langer Dauer war, initiierte.20
Nach dem II. Weltkrieg entwickelten sich die Philippinen mit Japan zu einem der wirtschaftlich modernsten und am schnellsten wachsende Länder Asiens, gründeten im August 1967 mit Indonesien, Thailand, Malaysia und Singapur die ASEAN (Vereinigung südostasiatischer Staaten). und erreichten bis 1970 mit Taiwan, Japan und Korea den Rang eine der stärksten Wirtschaftsnationen dieser Region. Doch wegen der Vetternwirtschaft und Korruption unter Präsident Ferdinand E. Marcos stagnierte die Wirtschaft und konnte sich durch seine Nachfolger trotz stärkerer Eingliederung in die Weltwirtschaft, Handelsliberalisierungen und Ankurbelung der Industrialisierung nicht wirklich erholen. Sie alle verfolgten eine neoliberale Politik, indem sie privatisierten statt der Allgemeinheit den Benefit zukommen zu lassen.21
[...]
1 Vgl. Rist (2015), online
2 Vgl. Reese und Werning (2012)
3 Vgl. Spoun (2011), S. 60
4 Vgl. Spoun (2011), S. 73-74
5 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 15
6 Vgl. Dannenberg 2011), online
7 Vgl. Auswärtiges Amt Deutschland (2015), online
8 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 15-16
9 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 17-21
10 Vgl. Werning (2012), online
11 Vgl. Celoza (1997), S. 14 ff
12 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 22-23
13 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 23
14 Vgl. RT_deutsch 2016 (2016), online
15 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 24
16 Vgl. RT_deutsch 2016 (2016), online
17 Vgl. Payer (1998), online
18 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 24
19 Vgl. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie (2009), online
20 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 24-25
21 Vgl. Reese und Werning (2012), S. 69
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