Bachelorarbeit, 2018
33 Seiten, Note: 1,0
Geowissenschaften / Geographie - Kartographie, Geodäsie, Geoinformationswissenschaften
Eidesstattliche Erklärung
Abstract
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung und Zielsetzung
1.1 Über den Ursprung von Karten
1.2 Aufbau der Arbeit, Zielsetzung
2 Thematische Kartographie
2.1 Definitionsversuche
2.2 Formale Einteilungen thematischer Karten
2.2.1 Thematischer Inhalt
2.2.2 Maßstab
2.2.3 Skalierung
2.2.4 Aussagegehalt und Komplexität
2.2.5 Zeitlicher Aspekt
2.2.6 Lagebezug: Karte, Kartogramm und Kartodiagramm
3 Material und Methoden
3.1 Vorüberlegungen und Datensammlungen
3.2 Methodische Vorgehensweise mit ArcGIS-Online
4 Umsetzungsergebnisse und fachdidaktischer Bezug
4.1 Resultate der Kartenerstellung: Darstellungsmöglichkeiten
4.2 Kartenveröffentlichung: AppBuilder for ArcGIS
4.3 Fachdidaktischer Bezug: Eingliederungsmöglichkeiten in den Geographieunterricht
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Die nachfolgende Bachelorarbeit beinhaltet die Auseinandersetzung mit der demographischen Entwicklung Oberösterreichs und wie diese mithilfe thematischer Kartographie dargestellt werden kann. Dazu wurden die Bevölkerungsdaten sämtlicher oberösterreichischer Gemeinden je nach Verfügbarkeit im Zeitraum von 1869-2017 verwendet und in die Geoinformationssystemsoftware ArcGIS-Online integriert. Sämtliche Rohdaten zu den einzelnen Bevölkerungsdaten stammen vom Internetportal Open Data Österreich (https://www.data.gv.at/).
Das erstellte digitale Kartenmaterial stellt die Bevölkerungszahlen der oberösterreichischen Gemeinden farblich klassifiziert dar. Mithilfe eines integrierten Zeitschiebereglers lassen sich die Bevölkerungszahlen aus den jeweiligen Jahren abrufen, sodass die absoluten Bevölkerungszahlen sämtlicher oberösterreichischer Gemeinden über mehrere Jahre hinweg verglichen werden können und Auskunft über die demographische Entwicklung gegeben werden kann. Ein fachdidaktischer Bezug zur Anwendung im Geographieunterricht bildet den Abschluss dieser Bachelorarbeit.
This bachelor thesis deals with demographic development of Upper Austria and how this topic can be visualized with thematic cartography. Therefore, available population data of Upper Austrian communities from 1869-2017 was gathered and included to the geographical information system software ArcGIS-Online; all population data was taken from Open Data Austria (https://www.data.gv.at/).
The created digital map shows the population data of all Upper Austrian communities classified in descending colours. By using an integrated timeline the population data of all communities can be analysed and compared to each other in order to generate information about demographic development. Finally, this bachelor thesis demonstrates how the digital map and the topic can be used in geographic lessons in schools.
Abbildung 1: Beispiel für eine topographische Karte. Quelle: ArcGIS-Online
Abbildung 2: Beispiel für eine thematische Karte. Quelle: Statistik Austria (2018)
Abbildung 3: Beispiel für ein Orthofoto. Quelle: DORIS
Abbildung 4: Beispiel für eine einschichte Karte (Spiess 2004, zitiert nach GITTA 2017b)
Abbildung 5: Beispiel für eine mehrschichtige Karte (Spiess 2004, zitiert nach GITTA 2017b)
Abbildung 6: Beispiel für ein Kartogramm. Quelle: Statistik Austria (2016)
Abbildung 7: Beispiel für ein Kartodiagramm (Quelle 1)
Abbildung 8: Datensatz 1. Gemeinden OÖ Bevölkerung Zeitreihe [Tabellendarstellung in ArcGIS]
Abbildung 9: Datensatz 2. Gemeinden OÖ Felddaten [Tabellendarstellung in ArcGIS)
Abbildung 10: Österreich (grün) dargestellt; ergänzt um die Layer Bundeslaender und Bezirke [Darstellung in ArcGIS-Online]
Abbildung 11: Bevölkerung oberösterreichischer Gemeinden im Jahr
Abbildung 12: Bevölkerung oberösterreichischer Gemeinden im Jahr
Abbildung 13: Bevölkerung oberösterreichischer Gemeinden im Jahr
Abbildung 14: Bevölkerung oberösterreichischer Gemeinden im Jahr
Abbildung 15: Seehöhe oberösterreichischer Gemeinden
Abbildung 16: Standarddarstellung der Web Mapping Application beim Öffnen
Karten sind seit jeher mit der stammesgeschichtlichen Entwicklung von Menschen verbunden. Bereits aus der frühen Steinzeit, der menschlichen Stammesgeschichte, sind Funde von Karten, meist eingeritzt auf Felsen oder Tierhörnern, verzeichnet. So fanden Paläontologen eine Art Landkarte in der Höhle von Abauntz im nordöstlichen Spanien, die vor etwa 14.000 Jahren entstanden sein soll. Dieser Landkarte, eingeritzt in einen Felsblock, ist die nähere Umgebung der Höhle, gekennzeichnet durch einen Fluss, Berge oder Herdentiere, zu entnehmen. Stärker in den Felsblock eingravierte Linien interpretieren Forscher als Routen oder Pfade, die von den damals lebenden Menschen häufiger verwendet worden sind. Weitere Funde, jedoch weniger gut erhalten und schwer nachvollziehbar, sind aus der jüngsten Eiszeit datiert (Beier 2018).
Erste Darstellungen einer Weltkarte finden sich bereits im antiken Griechenland bei Sokrates, Aristoteles und Eratosthenes. Im späteren Verlauf der Menschheitsgeschichte – verbunden mit dem technischen Fortschritt sowie dem weltlichen Wissen – erreichten Karten eine immer größer werdende Popularität. Ganze Städte wurden als Karten verzeichnet, wie beispielsweise der Stadtplan von Nippur, angefertigt auf einer Tontafel vor ca. 3500 Jahren zeigt (Kohlstock 2010: 12, Grosjean 2013: 10f, 17ff). Karten entwickelten sich jedoch nicht nur im ländlichen und kontinentalen, sondern vor allem auch im nautischen Bereich. Nicht selten wurden dabei jedoch Inseln und Meereswege verzeichnet, die bis dato nie existierten. So entstand noch 1803 eine Verzeichnung des sagenumwobenen Atlantis irgendwo im Atlantischen Ozean oder 1598 die Beschreibung der Straße von Anian, die eine Alternative zur Umfahrung des amerikanischen Doppelkontinents bot (Brooke-Hitching 2017: 12, 24).
Diese Zeiten haben sich mittlerweile geändert. Wenngleich auf Papier gedruckte, analoge Karten in vielerlei Hinsicht noch verwendet werden, so hat sich in der Kartographie ein enormer Fortschritt ergeben, der aus der heutigen Technik nicht mehr wegzudenken ist: die digitale Kartographie. Diese ist aus heutiger Sicht nicht mehr wegzudenken. Sämtliche Wetterprognosen basieren auf Satellitenbildaufnahmen, was ebenso in den Bereich der digitalen Kartographie fällt wie Navigationssysteme in Autos oder Google Maps. Mit der Entwicklung von Softwares für Geoinformationssysteme (GIS) existieren nun zahlreiche Möglichkeiten, um räumliche Daten digital zu verarbeiten und anschließend entsprechend so darzustellen, wo analogen Kartensystemen Grenzen gesetzt sind.
Die folgende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Bevölkerungsentwicklung oberösterreichischer Gemeinden im Zeitraum von 1869-2017 und wie diese in thematischen Karten dargestellt werden kann. Zu Beginn der Bachelorarbeit werden theoretische Bezüge hergestellt. Dazu zählen diverse Definitionsversuche von Karten bzw. Kartographie sowie die Unterscheidung von thematischen und topographischen Karten.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll auf die Methoden und Vorgehensweise der Kartenerstellung eingegangen werden. Die Grundlage für die thematische Kartenerstellung des oben genannten Themas bildet die Geoinformationssoftware ArcGIS-Online. Sämtliche Rohdaten zur Bevölkerungsentwicklung der oberösterreichischen Gemeinden sind dem Internetportal Open Data Österreich entnommen, die anschließend nach diversen Bearbeitungen in die Software eingespeist wurden.
Den Abschluss dieser Bachelorarbeit bildet eine kurze Zusammenfassung über die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten mit ArcGIS-Online bzw. dem Web AppBuilder, darüber hinaus sollen ausgewählte, relevante Bevölkerungsveränderungen erläutert und gezeigt werden, wie sich dieses Thema und das erstellte Kartenmaterial in den Geographieunterricht eingliedern lassen.
Im Verlauf dieser Arbeit sollen folgende Fragestellungen geklärt werden:
- Wie lassen sich Rohdaten zur Bevölkerungsentwicklung thematisch in ArcGIS-Online darstellen?
- Welche Gemeinden weisen markante Bevölkerungsveränderungen gegenüber anderen Gemeinden auf?
- Wie lässt sich das erstellte Kartenmaterial altersadäquat und unter Berücksichtigung des Lehrplans für AHS in den Geographieunterricht miteinbeziehen?
Für die Begriffe Karte und Kartographie existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen. Kohlstock (2010: 15) definiert die Termini folgendermaßen:
Eine Karte ist ein verkleinertes, vereinfachtes und verebnetes Abbild der Erdoberfläche, ggf. einschließlich mit ihr in Verbindung stehender Sachverhalte, und die Kartographie ist das Fachgebiet, welches sich mit der Herstellung derartiger Abbilder befaßt.
Die International Cartographic Association (1996) beschreibt eine Karte als „a symbolized image of geographical reality, representing selected features or characteristics, resulting from the creative effort of its author's execution of choices, and is designed for use when spatial relationships are of primary relevance” (zitiert nach Hanna 2010: 260).
Laut Spektrum (2001) handelt es sich bei einer Karte um „ein abstrahierendes und zugleich anschauliches Modell aus graphischen Zeichen, das Teile des oberflächennahen Bereichs der Erde (Georaum) oder anderer Himmelskörper bzw. Konstruktionen (Ideen, Planungen) darstellt, die sich auf deren Oberflächen beziehen.“
Durchforstet man diverse Literaturen zu diesem Thema, so lässt sich Anzahl der Definitionen beliebig fortsetzen. Allen ist jedoch gemein, dass sie von einem Modell oder Abbild ausgehen, das einen bestimmten Aspekt darstellt. Anzumerken ist jedoch, wie es auch Kohlstock (2010) anführt, dass eine Karte lediglich eine Vereinfachung der Wirklichkeit darstellt. Dies ist auf den Umstand zurückzuführen, dass keine Karte gleichzeitig längentreu, winkeltreu und flächentreu sein kann. Mit anderen Worten: Die Erde lässt sich nicht ohne Verzerrung auf ein ebenes Modell übertragen. Kartographie kann demzufolge also die Wissenschaft bezeichnet werden, die sich mit dem Erstellen von Karten beschäftigt.
In der Kartographie wird grundsätzlich zwischen topographischen und thematischen Karten unterschieden, wobei hauptsächlich letzteres für diese Bachelorarbeit von Belang ist. Der Vollständigkeit halber sollen an dieser Stelle aber beide Termini kurz definiert werden. Bollmann & Koch (2002) beschreiben die topographische Karte (siehe auch Abbildung 1) folgendermaßen:
Kartenart, in der alle für die Orientierung und Tätigkeit des Menschen im Gelände notwendigen Gegebenheiten der Erdoberfläche bzw. der Landschaft entsprechend dem Kartenmaßstab vollständig und richtig wiedergegeben werden. Siedlungen, Verkehrswege und -objekte, Grenzen, Gewässer, Bodenbedeckung (Situation) und Reliefformen sowie eine Reihe sonstiger zur allgemeinen Orientierung notwendiger oder ausgezeichneter Erscheinungen bilden den Hauptinhalt topographischer Karten, der durch Kartenschrift eingehend erläutert ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Beispiel für eine topographische Karte. Quelle: ArcGIS-Online
Dem gegenüber stehen die thematischen Karten. Diese „enthalten vorwiegend Erscheinungen oder Vorkommnisse nicht topographischer Art, welche jedoch mit der Erdoberfläche in Verbindung stehen. Es handelt sich hierbei um Dinge, die georäumliche Lage, Verbreitung oder Bewegung besitzen, sowohl um reale Dinge, als auch Beziehungen, Funktionen, Hypothesen geistige Vorstellungen, Möglichkeiten und Projekte“ (Spiess et al. 2017). Abbildung 2 zeigt eine thematische Karte vom Osten Österreichs. In dieser sind die Staats- sowie Bezirksgrenzen zur besseren Orientierung erkennbar. Der thematische Inhalt ist durch die roten kreisförmigen Markierungen gekennzeichnet. Diese verdeutlichen den Anbau von Weizen, im Speziellen die Weichweizenfläche in Hektar. Je größer der rotförmige Kreis ist, desto größer ist auch die Weizenfläche. Die thematische Karte gibt also Auskunft über zwei Aspekte. Erstens über die geographische Lage der Anbauflächen und zweitens über deren Größe. Zusätzlich verweisen die grün schraffierten Flächen, wie sie beispielsweise in der Südoststeiermark oder im nördlichen Teil Oberösterreichs erkennbar sind, auf einen 0,1-14,7 prozentigen Anteil von Weichweizenfläche an der gesamten Ackerfläche. Die beinahe durch die roten Punkte verdeckten grau schraffierten Flächen weisen einen 14,7-48,8 prozentigen Anteil auf. Auf diese Mehrschichtigkeit der thematischen Karte wird in Kapitel 2.2 noch genauer eingegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Beispiel für eine thematische Karte. Quelle: Statistik Austria (2018).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Beispiel für ein Orthofoto. Quelle: DORIS
Eine dritte Möglichkeit zur Kartendarstellung bildet der Einsatz von Orthofotos, welche aufgrund der Detailgenauigkeit und Ansehnlichkeit gerade für Erkundungszwecke in Online-Karten (z.B. Google Maps) sehr beliebt sind. Der Vorteil gegenüber Luftbildaufnahmen ist, dass es sich bei Orthofotos um „ein verzerrungsfreies Abbild der Erdoberfläche“ handelt, das bei der Aufnahme durch „die unterschiedlichen Entfernungen der Objekte zur Kamera“ und mittels digitalen Geländemodells entsteht (DORIS 2018).
Abbildung 3 zeigt ein Orthofoto von der Linzer Innenstadt. Dieses verzerrungsfreie Abbild ermöglicht nicht nur die detailgetreue Erkundung, sondern auch die Messbarkeit, was durch den Maßstab im rechten unteren Eck der Abbildung verdeutlicht wird.
Das Digitale Oberösterreichische Rauminformationssystem (DORIS) ist das geographische Informationssystem von Oberösterreich. Der Vorteil von DORIS gegenüber anderen Online-Kartendiensten ist, dass es nach dem Open Data Prinzip verläuft, womit sämtliche Geodaten dieser Plattform frei, unentgeltlich und unabhängig vom Urheberrecht zugänglich sind. Die digitale Darstellung von Geodaten, was etwa mittels Geoverarbeitungssoftwares wie Google Earth, Google Maps, ArcGIS, OpenStreetMap und ähnlichem möglich ist, wird unter dem Sammelbegriff „moderne Kartographie“ zusammengefasst. Eine passende Definition dieser modernen Kartographie, die auf das kartographische Paradigma der Geovisualisierung und Geovisual Analytics beruht, stammt von MacEachern & Kraak (2001):
Modern cartography, thus, deals with a complex process of geospatial information organization, access, display, and use – with ‚maps’ no longer conceived of as simply graphic representations of geographical space, but as dynamic portals to interconnected, distributed, geospatial data resources
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die moderne Kartographie raumbezogene Daten mittels Software verarbeitet, wodurch die daraus entstehenden Informationen und Karten nicht mehr nur eine simple Repräsentation von geographischer Gegebenheiten ist, wie es bei analogen Karten der Fall ist, sondern eine Interaktionsschnittstelle zwischen realer und virtueller Welt geknüpft wird.
Die Darstellungsmöglichkeiten und Anwendungen mittels Geoinformationssoftwares sind weitläufig, sodass sich bereits ein eigener Wissenschaftsbereich, die Geoinformatik, etabliert hat. Eine digitale Darstellung von Geodaten mit ArcGIS-Online, wenn auch auf niedrigerem Niveau, wird in Kapitel 3 und 4 genauer beschrieben.
Da mithilfe thematischer Karten eine Fülle an Informationen dargestellt werden kann, bedarf es einer Gliederungsmöglichkeit. Formal gesehen lassen sich Karten nach folgenden Kriterien einteilen:
- Thematischer Inhalt
- Maßstab
- Skalenniveau
- Aussagegehalt und Komplexität
- Zeitlicher Aspekt
Diese Gliederungsmöglichkeiten werden dahingehend kurz erläutert, als in Kapitel 3 dann auch die selbst erstellte Karte anhand dieser Kriterien analysiert werden soll.
Beim thematischen Inhalt unterscheidet Kohlstock (2012: 124) zwischen allgemeingeographischen und anthropogeographischen Themen. Erste behandeln Aspekte der naturwissenschaftlichen Geographie, also beispielsweise Sachverhalte aus der Geologie, Hydrogeographie oder Klimageographie. Anthropogeographische Themen hingegen befassen sich mit sämtlichen Aspekten, die mit Bevölkerung oder menschlichem Handeln in Verbindung stehen, wozu Bevölkerungsentwicklung, Verkehr, Raumnutzung, etc. zählen.
Bei den Maßstäben gibt es drei grobflächige Unterteilungen: Kleinmaßstäbige Karten (1:500.000 und kleiner), mittelmaßstäbige Karten (1:100.000-1:500.000) und großmaßstäbige Karten (1:10.000-1.100.000). Letztendlich ist es jedoch immer vom Thema abhängig, welcher Maßstab gewählt wird. So stellt die ÖK 250 das gesamte österreichische Staatsgebiet mit angrenzendem Ausland in 12 Blattschnitten in einem Maßstab 1:250.000 dar, während thematische Plankarten wie beispielsweise die Katastralmappen urbaner Bereiche in einem Maßstab von 1:10.000 oder größer dargestellt werden. Anzumerken ist des Weiteren, dass gerade bei digitalen Karten der feste Maßstab aufgrund der Zoomfunktion und der damit verbundenen Informationsdichte stark variieren kann (Kohlstock 2012: 124).
Bei der Skalierung unterscheidet man zwischen qualitativen und quantitativen Daten. Erste werden nominal skaliert dargestellt. Dies bedeutet, dass nur Gleichheit oder Verschiedenheit mithilfe von unterschiedlichen Farben dargestellt wird, wie es zumeist bei den Klimazonen oder landschaftsökologischen Zonen der Erde der Fall ist. Quantitative Daten ermöglichen jedoch eine Vergleichbarkeit untereinander, was durch auf- oder absteigende Farbtöne (z.B. hellgelb bis dunkelrot) illustriert wird. Für die Vergleichbarkeit können Ordinalskalen (einfache Rangordnung ohne eindeutige Quantifizierung der Unterschiede), Intervallskalen (Unterschiede lassen sich quantifizieren, jedoch keine Verhältnisse aufstellen) sowie Ratioskalen (eindeutige Verhältnisse ableitbar). Der Informationsgehalt nimmt von Nominalskalen (qualitative Daten) zu Ratioskalen (quantitative Daten) hin stark zu, der umgekehrte Weg ist mit einem Informationsverlust verbunden (Spiess et al. 2014: 6f; Kohlstock 2012: 132f; Stern et al. 2006: 3ff).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Beispiel für eine einschichte Karte (Spiess 2004, zitiert nach GITTA 2017b)
Die Differenzierung bezüglich Aussagehehalt erfolgt durch die Begriffe Einschichtigkeit und Mehrschichtigkeit. Während erstere formal einfach lesbar und verständlich sind, kann die Informationsdichte bei letzteren sehr hoch sein (Spiess et al. 2017: 5f)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Beispiel für eine mehrschichtige Karte (Spiess 2004, zitiert nach GITTA 2017b)
Abbildung 4 zeigt ein Beispiel für eine einschichtige Karte. Dargestellt wird lediglich ein Thema (Klima), das sich auf eine thematische Signaturenschicht (Durchschnittstemperaturwerte) beschränkt. Abbildung 5 zeigt eine mehrschichte Karte. Hier wird zwar ebenfalls nur ein Thema (Sprachen) dargestellt, allerdings überlagert die schraffierte Signaturenschicht (Sprachfamilien) die farbige Signaturenschicht (Verkehrssprachen), woraus der Terminus mehrschichtig resultiert.
Die Unterteilung hinsichtlich Komplexität der thematischen Karte erfolgt auf inhaltlich-thematischer Ebene. Von Kohlstock (2010: 124) wird jedoch angeführt, dass die Gliederung nach Aussagegehalt und Komplexität stark umstritten ist, da unter Kartographen nicht immer Uneinigkeit herrscht. Analytische Karten stellen lediglich ein Thema (z.B. Klima) dar, komplexe Karten zwei oder mehrere Themen (z.B. Bevölkerungsdichte durch Farben und Bodenpreise durch Schattierungen). Bei synthetischen Karten erfolgt die Zusammenfassung mehrerer Themen zu Typen, wodurch letztendlich ein neues Thema (z.B. Eignung diverser Bodentypen für Landwirtschaft) kartiert wird (GITTA 2017b).
Der zeitliche Aspekt spielt gerade bei der digitalen Kartographie eine große Rolle, kann aber auch auf analogen Karten zur Geltung kommen. Unterschieden wird zwischen statischen und dynamischen Darstellungen. Statisch ist eine Darstellung zu einem bestimmten Zeitpunkt, während bei dynamischen Darstellungen auf ein Zeitintervall Bezug genommen wird. Folglich repräsentiert der Vergleich statischer Darstellungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eine dynamische Zeitreihe. Dabei werden also räumliche Sachverhalte unter zeitabhängigen Veränderungen dargestellt, was induziert, dass damit auch eine räumliche Veränderung einhergeht. Ein Beispiel hierfür wäre der flächenmäßige Rückgang der Regenwaldgebiete in Borneo bedingt durch die wirtschaftliche Abholzung (Kohlstock 2010: 131).
Unterschieden wird in der thematischen Kartographie darüber hinaus des Öfteren zwischen Karte, Kartogramm und Kartodiagramm, was allgemein unter dem Terminus Lagebezug zusammengefasst wird (Spiess et al. 2017:4). Ein Beispiel für Ersteres ist Abbildung 2. Größere und markante geographische Aspekte oder Landschaftselemente (z.B. die Donau und der Neusiedlersee) werden trotz thematischen Inhalts (z.B. Weichweizenfläche) in der Karte dargestellt. Dem gegenüber steht Abbildung 6, die ein Kartogramm darstellt. Sämtliche landschaftlichen Elemente (vergleichsweise also die Donau und der Neusiedlersee) werden in diesem Fall nicht dargestellt. Anzumerken ist dabei jedoch, dass der Art des Zeichenträgers dabei eine relevante Funktion zukommt. So neigen Choroplethenkarten aufgrund der Vereinfachung oft zu Kartogrammen, woraus auch der eingedeutschte Terminus Flächenkartogramm resultiert. Bei Punktedichtekarten wie in Abbildung 2 wird diese Vereinfachung jedoch nicht in allen Fällen realisiert.
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