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Bachelorarbeit, 2014
70 Seiten, Note: 1,7
1 Einleitu
2 Energieträger und Abbaugebiete von Braunkohle
2.1 Konventionelle Energieträger
2.2 Emissionen der konventionellen Energieträger
2.3 Abbaugebiete von Braunkohle
3 Externe Kost
3.1 Studienübersicht zu den externen Kosten
3.2 Vergleich der Studienergebnisse
3.3 Lokale externe Kosten der Braunkohle in der Lausitz
4 Subventionen der Braunkohleindust
4.1 Subventionsarten
5 Zusammenfassung der Ergebni
Literaturverzeichnis
Anhan
1 Einleitu
2 Energieträger und Abbaugebiete von Braunkohle
2.1 Konventionelle Energieträger
2.1.1 Braunkohle
2.1.2 Steinkohle
2.1.3 Erdgas
2.1.4 Atomenergie
2.2 Emissionen der konventionellen Energieträger
2.2.1 Treibhausgase
2.2.2 Luftschadstoffe
2.3 Abbaugebiete von Braunkohle
2.3.1 Rheinisches Revier
2.3.2 Mitteldeutsches Revier
2.3.3 Lausitzer Revier
3 Externe Kost
3.1 Studienübersicht zu den externen Kosten
3.1.1 Studie A: Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)
3.1.2 Studie B: Health and Environment Alliance (HEAL)
3.1.3 Studie C: Agentur für Erneuerbare Energie (AEE)
3.1.4 Studie D: Europäische Kommission
3.1.5 Studie E: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)
3.1.6 Studie F: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH
3.2 Vergleich der Studienergebnisse
3.2.1 Ergebnisse zur Braunkohle
3.2.2 Ergebnisse zur Steinkohle
3.2.3 Ergebnisse zum Erdgas
3.2.4 Ergebnisse zur Atomenergie
3.2.5 Vergleich von Braunkohle und anderen konventionellen Energieträger
3.3 Lokale externe Kosten der Braunkohle in der Lausitz
3.3.1 Externe Kosten durch Treibhausgase und Luftschadstoffe
3.3.2 Externe Kosten durch die Abraumbewegung
3.3.3 Externe Kosten durch die Grundwasserabsenkungen
3.3.4 Externe Kosten durch die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes
3.3.5 Externe Kosten durch die Infrastrukturverlegung
4 Subventionen der Braunkohleindust
4.1 Subventionsarten
4.1.1 Direkte Subventionen
4.1.2 Indirekte Subventionen
5 Zusammenfassung der Ergebni
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung 1: Deutsche Braunkohlereviere
Abbildung 2: Rheinisches Braunkohlerevier
Abbildung 3: Mitteldeutsches Braunkohlerevier
Abbildung 4: Lausitzer Braunkohlerevier
Abbildung 5: Externe Kosten für das Jahr 2012 nach dem Frauenhofer ISI Institut
Abbildung 6: Bei der Berechnung berücksichtigte Emissionen
Abbildung 7: Externe Kosten, CO2-Kosten und Stromsteuer in Ct/kWh nach Energieträger
Abbildung 8: Vergleich der Energieträger
Abbildung 9: Jährliche externe Kosten der Braunkohlekraftwerke im Lausitzer Revier
Abbildung 10: Grundwasserabsenkungstrichter in der Lausitz
Abbildung 11: Prinzip der Dichtwand
Tabelle 1: Staatliche Förderungen für das Jahr 2012
Tabelle 2: Externe Kosten für das Jahr 2012 nach FÖS
Tabelle 3: Emissionsfaktoren für die Braunkohle
Tabelle 4: Schadenskosten für Luftschadstoffe aus unbekannter Quelle
Tabelle 5: Externen Kosten der Verbrennung von Kohlestrom im Jahr 2009
Tabelle 6: Durchschnittliche Zusatzkosten von 1970 bis 2010
Tabelle 7: Externe Kosten für das Jahr 2011 nach AEE
Tabelle 8: Emissionsfaktoren für Braunkohle, Steinkohle und Erdgas
Tabelle 9: Schadenskosten für Luftschadstoffe aus unbekannter Quelle
Tabelle 10: Externe Kosten für das Jahr 2006 nach dem DLR und Frauenhofer ISI Institut
Tabelle 11: Externe Kosten für das Jahr 2003 nach der Europäischen Kommission
Tabelle 12: Emissionsfaktoren für Braunkohle, Steinkohle und Erdgas
Tabelle 13: Externe Kosten für das Jahr 2010 nach dem Frauenhofer ISI und dem DIW
Tabelle 14: Externe Kosten für das Jahr 2003 nach dem Wuppertal Institut
Tabelle 15: Bei der Berechnung berücksichtigte Emissionen
Tabelle 16: Vergleich der Studien zu den externen Kosten der Braunkohle
Tabelle 17: Vergleich der Studien zu den externen Kosten der Steinkohle
Tabelle 18: Vergleich der Studien zu den externen Kosten von Erdgas
Tabelle 19: Vergleich der Studien zu den externen Kosten der Atomenergie
Tabelle 20: Durchschnittliche jährliche erzeugte GWh der Kraftwerke im Lausitzer Revier
Tabelle 21: Emissionsfaktoren für die Steinkohle
Tabelle 22: Emissionsfaktoren für Erdgas
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen um 20 Prozent zu reduzieren, den Anteil erneuerbarer Energien, sowie die Energieeffizienz um 20 Prozent zu erhöhen (vgl. Europäisches Parlament, 2008). Um das Ziel der Treibhausgasreduktion zu erreichen, spielt die Kohle eine wichtige Rolle. Sie ist noch immer eine wichtige Energiequelle. Etwa ein Viertel der gesamten Strommenge wird in Europa durch die Verbrennung von Kohle erzeugt. Insgesamt verursacht die Kohle 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU und ist zugleich auch die Energiequelle mit den höchsten CO2-Emissionen. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung soll in Deutschland bis zum Jahr 2020 mindestens 35 Prozent betragen (vgl. Die Bundesregierung, 2014b). Im Jahr 2012 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch bereits 23,5 Prozent. Zudem soll bis spätestens 2022 auf die Nutzung der Kernenergie komplett verzichtet werden (vgl. Böhme, Nick-Leptin 2013, S. 7ff.).
Um bei dem immer größer werdenden Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch und dem gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergienutzung die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, weist die Bundesnetzagentur darauf hin, das Gas- und Kohlekraftwerke diese Engpässe auffangen müssen (vgl. Die Bundesregierung, 2014b). Es wird demnach viel darüber diskutiert, welche Rolle die Braunkohle im zukünftigen Energiemix annehmen soll. Neben den hohen Treibhausgasemissionen, die die Braunkohle erzeugt fallen auch externe Kosten an. Diese externen Kosten werden derzeit nur zu einem gewissen Teil Internalisiert. Der weitaus größere Teil wird von den einzelnen Betroffenen, den Gesundheitssystemen und der gesamten Wirtschaft gezahlt. Zu den externen Kosten zählen unter anderem Schäden am Ökosystem, Gesundheitsschäden, Ernteverluste, Beeinträchtigung der Artenvielfalt und andere (vgl. Huscher, Smith 2013, S. 5f.). Zudem entstehen auch in den Abbaugebieten der Braunkohle selbst regionale externe Kosten, beispielsweise durch Umweltbelastungen oder Umsiedlung von Bewohnern, damit Braunkohle in Tagebauen abgebaut werden kann.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, nach den externen Kosten der Braunkohle und anderen fossilen Energieträger. Zu Beginn der Arbeit erfolgt ein Überblick über die in dieser Arbeit berücksichtigten Energieträger und über die Abbaugebiete der Braunkohle in Deutschland. Mit diesen Hintergrundinformationen erfolgt eine umfangreiche Abschätzung der externen Kosten für Braunkohle und anderer fossiler Energieträger mit Hilfe einer durchgeführten Studienanalyse. Die aus der Studienanalyse ermittelten Werte der externen Kosten werden zwischen den unterschiedlichen Energieträgern verglichen. Im nächsten Abschnitt wird eine bestimmte Region, in dieser Arbeit exemplarisch die Lausitz näher betrachtet und ermittelt welche externen Kostenfaktoren auf regionaler Ebene besonders zu beachten sind. Zum Abschluss werden die Subventionen der Braunkohleindustrie aufgeführt um ein vollständiges Bild über die Kosten der Braunkohle zu bekommen.
In diesem Kapitel sollen dem Leser alle wichtigen Informationen vermittelt werden welche notwendig sind, damit die Diskussion um die Höhe der externen Kosten von Braunkohle und anderen konventionellen Energieträgern vom Leser nachvollzogen werden kann. Dabei werden zunächst die Energieträger vorgestellt, zu denen im Rahmen dieser Arbeit die externen Kosten betrachtet werden. Darauf folgenden, werden die von diesen Energieträgern emittierten Emissionen, namentlich die Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen aufgeführt, da diese für einen Großteil der externen Kosten verantwortlich sind. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Braunkohle, deshalb werden auch die Abbaugebiete der Braunkohle in Deutschland vorgestellt.
Zu den konventionellen Energieträgern gehören zum einen die fossilen Energieträger Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas und weitere wie beispielsweise Ölsand oder Ölschiefer und zum anderen, radioaktive Materialien wie das Schwermetall Uran, aus dem in Kernkraftwerken Atomenergie erzeugt wird. Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas werden fossile Energieträger genannt, da sie alle Kohlenstoff enthalten und über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren entstanden sind. Allen konventionellen Energieträgern gemeinsam ist, dass sie nicht erneuerbar sind und somit der Menschheit nicht in unendlicher Menge zur Verfügung stehen. Der Fokus dieser Arbeit liegt zwar auf dem Energieträger Braunkohle, es werden jedoch auch die Energieträger Steinkohle, Erdgas und die Atomenergie bei den Überlegungen zu den externen Kosten berücksichtigt. Somit können die ermittelten Werte, der externen Kosten der verschiedenen Energieträger verglichen werden und die Braunkohle in diesem Kontext besser eingeordnet werden (vgl. Scharp / Behringer 2007, S. 56-59).
Unter Energieträger werden Materialien verstanden, aus denen aufgrund ihrer chemischen Struktur Energie gewonnen werden kann. Auch Materialien mit der Eigenschaft, Energie zu übertragen, sind Energieträger. Von Bedeutung ist ebenfalls die Unterscheidung zwischen primäre und sekundäre Energieträger. Als primäre werden jene Energieträger bezeichnet, welche natürlich vorkommen wie Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas und Uran. Als sekundäre werden jene Energieträger bezeichnet, welche aus den primären Energieträgern durch Umwandlungen erzeugt wurden. Benzin oder Kerosin, die aus Erdöl gewonnen werden oder Kohlebriketts zum Heizen, die aus Kohle hergestellt werden, sind Beispiele dafür. Auch der elektrische Strom der aus primären Energieträgern hergestellt wird lässt sich dazuzählen (vgl. Richter 2010, S. 7f. und Gabler Wirtschaftslexikon). Konventionelle Energieträger werden eingesetzt um in konventionellen Kraftwerken verbrannt zu werden. Konventionelle Kraftwerke wiederum sind vor allem Dampfkraftwerke. Die Verbrennung der Energieträger in den konventionellen Kraftwerken dient der Erzeugung von Wasserdampf, welcher genutzt wird um Turbinen anzutreiben. Diese mechanische Energie wird schließlich in elektrische Energie umgewandelt. Zu den Dampfkraftwerken gehören konventionelle Kraftwerke wie Kohle-, Erdöl-, Kern- oder Erdgaskraftwerke (vgl. Kesper / Zinke 2012).
Die Braunkohle entstand aus Biomasse, wie abgestorbene Tiere und Pflanzen. Diese versanken in Schlammschichten und wurden vom Sauerstoff abgeschnitten. Durch immer weitere Schichten die sich übereinander ablagerten, erhöhte sich der Druck immer weiter, was schlussendlich zum Entstehen der Braunkohle führte (vgl. WDR / SWR / BR-alpha 2014). Das Braunkohlevorkommen in Deutschland erstreckt sich größtenteils auf die Regionen Lausitz, Rheinland und Mitteldeutschland. Gefördert wird die Braunkohle in Tagebaue im Lausitzer, im Rheinischen, im Mitteldeutschen und im Helmstedter Revier (siehe Abbildung 1) (vgl. DEBRIV 2013, S. 12f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Deutsche Braunkohlereviere (Quelle: DEBRIV 2013, S. 13) In den letzten Jahren ist die Menge des aus Braunkohle erzeugte Strom, in Deutschland immer weiter angestiegen. Zwischen dem Jahr 2012 und 2013 betrug der Zuwachs 11,7 %. Ein Großteil des zusätzlich aus Braunkohle erzeugten Stroms wird exportiert. Damit steigt auch der Exportüberschuss von in Deutschland erzeugtem Strom immer weiter an (vgl. DUH 2013, S. 2). Im Jahr 2013 betrug der Anteil der Bruttostromerzeugung aus Braunkohle in Deutschland 25,8 %. Damit hatte Braunkohle 2013 den größten Anteil am Deutschen Strom mix (vgl. BDEW 2013).
Die Mechanismen welche zur Bildung von Steinkohle geführt haben sind dieselben, die zur Bildung von Braunkohle führten. Der Unterschied liegt darin, dass die Steinkohle aus der Braunkohle entstanden ist als diese in immer tiefere Erdschichten gelangte und damit der Druck und die Temperatur immer weiter anstiegen. In Deutschland wird bereits seit dem Mittelalter Steinkohle gefördert. Zu Beginn der Steinkohleförderung konnte man diese noch von der Oberfläche aufsammeln. Inzwischen wird die Steinkohle in Deutschland aus Fördertiefen von über 1000 Metern gefördert. Das macht die Förderung von Steinkohle sehr teuer (vgl. WDR / SWR / BR-alpha 2014). Im Jahr 2013 betrug der Anteil der Bruttostromerzeugung aus Steinkohle in Deutschland 19,7 % (vgl. BDEW 2013). Bis zum Jahr 2018 plant die Bundesregierung aus der Steinkohleförderung auszusteigen. Damit konnte sich die Bundesregierung gegen die EU-Kommission durchsetzen die den Ausstieg schon bis 2014 verlangte (vgl. FAZ 2010).
Erdgas bildete sich wie Braun- und Steinkohle ebenfalls aus Biomasse. Im Fall von Erdgas waren es abgestorbene mikroskopisch kleine Meereslebewesen. Diese sanken auf den Meeresgrund und lagerten sich dort ab. Mit der Zeit wurden sie durch Sand und Schlamm Luftdicht abgeschlossen. Bakterien zersetzten die abgestorbenen Meereslebewesen und es entstand Erdgas, das sich in undurchlässigen Gesteinsschichten sammelte. Das Erdgas wird durch tiefe Bohrungen, bis zu 7.000 Metern gefördert (vgl. Zukunft ERDGAS 2014). Im Jahr 2013 betrug der Anteil der Bruttostromerzeugung aus Erdgas in Deutschland 10,5 % (vgl. BDEW 2013).
Die Schwermetalle wie beispielsweise Uran, die zur Erzeugung von Atomenergie notwendig sind, entstanden wie alle anderen chemischen Elemente zu Beginn des Universums in massereichen Sternen (vgl. Kuczera 2014). Obwohl Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Sicherheitsvorschriften für Kernkraftwerke gehört, hat die Bundesregierung nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima beschlossen, bis zum Jahr 2022 schrittweise alle Kernkraftwerke in Deutschland abzuschalten und somit auf die Nutzung der Atomenergie zu verzichten (vgl. Die Bundesregierung 2014c). Im Jahr 2013 betrug in Deutschland der Anteil der Atomenergie an der Bruttostromerzeugung 15,4 % (vgl. BDEW 2013).
Im Jahr 2013 gingen 71,4 % der Bruttostromerzeugung in Deutschland auf die konventionellen Energieträger Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und radioaktive Schwermetalle wie Uran zurück (vgl. BDEW 2013). Daher spielen sie eine wichtige Rolle um die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit in Deutschland sicherzustellen. Ihre Verfügbarkeit ist nicht vom scheinen der Sonne oder wehen des Windes abhängig, wie das bei erneuerbaren Energien der Fall ist. Deutschlandweit nimmt die Wirtschaftlichkeit konventionelle Kraftwerke zu betreiben, tendenziell ab. Das liegt unter anderem daran, dass die erneuerbaren Energien stark gefördert werden und die konventionellen Kraftwerke dadurch Marktanteile verlieren. Weiterhin hat der aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom immer Vorrang bei der Vermarktung. Somit wird viel diskutiert inwieweit es sich noch lohnt in konventionelle Kraftwerke zu investieren. Leider wird bei den Diskussionen oft außer Acht gelassen, dass die konventionellen Energieträger erhebliche externe Kosten verursachen (vgl. Dena). Das liegt zum größten Teil an den Emissionen, die bei der Verbrennung der fossilen Energieträger Braunkohle, Steinkohle und Erdgas frei werden. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung entstehen bei ihrer Verbrennung sowohl Treibhausgase als auch Luftschadstoffe. Eine Ausnahme bilden Kernkraftwerke, diese verursachen bei der Strom- und Wärmeerzeugung weder Treibhausgase noch Luftschadstoffe. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass bei vorgelagerten Prozessen wie zum Beispiel beim Bau und Rückbau der Kernkraftwerke oder beim Abbau von Uran, sehr wohl Emissionen entstehen (vgl. Kernenergie 2014).
Die Durchschnittstemperatur der Erde steigt aufgrund der zunehmenden Treibhausgase in der Atmosphäre immer weiter an. Die konventionellen Kraftwerke haben daran einen erheblichen Anteil. Nach der weltweiten Übereinkunft im Kyoto-Protokoll gehören zu den Treibhausgasen zum einen Kohlendioxid (CO2), das unter anderem bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen freigesetzt wird und zum anderen Methan (CH4), das beispielsweise bei der Tierzucht und Abfallwirtschaft entsteht. Weiterhin gehören zu den Treibhausgasen das Distickstoffoxid (N2O), welches vor allem in Düngemitteln steckt, sowie vier Arten von fluorierten Gasen. Diese sind fluorierte Kohlenwasserstoffe (HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3) (vgl. Europäische Kommission 2013, S. 3).
Es ist damit zu rechnen, dass der Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre nicht ohne Folgen für die Menschen und die Umwelt bleiben wird. Deutschland und die EU setzen sich deshalb für ein internationales Klimaschutzabkommen ein, welches den Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erde auf zwei Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit begrenzen soll (vgl. BMUB 2013a). In den Cancun Entscheidungen wurde zum ersten Mal in den internationalen Klimaverhandlungen die zwei Grad Celsius Obergrenze für die Erwärmung der Durchschnittstemperatur auf der Erde anerkannt. Beim Klimagipfel in Durban wurde das Durban-Paket beschlossen. Die internationale Staatengemeinschaft einigte sich darauf, dass alle Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer sich in einem neuen Abkommen verpflichten sollen ihre Treibhausgasemissionen zu verringern. Dieses verpflichtende Abkommen soll im Jahr 2015 beschlossen werden und spätestens im Jahr 2020 in Kraft treten (vgl. BMUB 2013a).
In der Zwischenzeit möchte die EU durch verbindliche Maßnahmen, wie das Emissionshandelssystem (EHS) oder mit Hilfe eines Energiebinnenmarkts, sowie durch verbindliche Ziele für die Mitgliedsländer, in der Klimapolitik vorangehen. Dazu haben sich die Mitglieder der EU, klima- und energiepolitische Ziele für das Jahr 2020 gesetzt und verbindliche Rechtsvorschriften erlassen. Zu diesen Zielen gehört eine Reduktion der Treibhausgasemissionen der gesamten EU um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Niveau im Jahr 1990 (vgl. Europäische Kommission 2013, S. 5ff.). Damit das Ziel der Treibhausgasreduktion erreicht werden kann, wurden in einem Klima- und Energiepakt welcher 2009 in Kraft getreten ist, verbindliche Rechtsvorschriften vereinbart. Dieser Klima- und Energiepakt enthält für jedes Mitgliedsland der EU unterschiedliche nationale verbindliche Ziele. Alle nationalen Ziele zusammengenommen sollen die Erreichung des EU-Gesamtziels sichern (vgl. Europäische Kommission 2013, S. 7).
Das Ziel der Klimaschutzpolitik in Deutschland ist es die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Bis zum Jahr 2050 sollen die Treibhausgasemissionen sogar um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden (vgl. BMUB 2013b).
Es gibt eine Vielzahl von Luftschadstoffen die unter anderem bei den Verbrennungsprozessen der Strom- und Wärmeproduktion aus konventionellen Energieträgern freigesetzt werden. Es ist zu beobachten, dass die Konzentration von Luftschadstoffen in der Luft auch von der Witterung beeinflusst wird. Bei kalten Temperaturen muss mehr Wärme produziert werden, das mit einer vermehrten Freisetzung von Luftschadstoffen einhergeht. Luftschadstoffe wirken sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus und können beispielsweise zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf Erkrankungen führen. Außerdem sind Luftschadstoffe nicht nur schädlich für den Menschen, sondern auch für Pflanzen und Tiere. Weiterhin wirken sich einige Luftschadstoffe auch negativ auf Gewässer, Böden und Bauwerke aus (vgl. LANUV NRW 2009a und UBA 2014).
Die für diese Arbeit relevanten Luftschadstoffe sind Schwefeldioxid (SO2), die beiden Stickstoffoxide (NOx) Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2), der Feinstaub (PM), Schwermetalle wie Blei und Quecksilber und auch organische Verbindungen ohne Methan (CH4). Organische Verbindungen ohne Methan werden oft mit NMVOC abgekürzt, das für den englischen Begriff „Non-methane volatile organic componds“ steht.
Schwefeldioxid (SO2) entsteht indem, der bei der Verbrennung von fossilen Energieträger freigesetzte Schwefel mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft reagiert. SO2 reizt die Atemwege, was zu starkem Husten, Luftröhrenentzündungen und Überempfindlichkeit der Atemwege führen kann. Das SO2 wirkt sich auch negativ auf die Lunge aus, da es den Gasaustausch behindert. Durch die Belastung der Lunge, führt SO2 indirekt zu einer Mehrbelastung des Herz-Kreislaufsystems (vgl. LANUV NRW 2009b). Neben den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, trägt SO2 auch zu einer Versauerung von Böden und Gewässer bei, das Auswirkung auf das Ökosystem hat (vgl. UBA 2013c).
Stickstoffoxide (NOx) sind Verbindungen die sich aus Stickstoff (N) und Sauerstoff (O) zusammensetzen, wie Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2). NO und NO2 entstehen bei Nebenreaktionen mit der Umgebungsluft während der Verbrennung von fossilen Energieträgern. NOx reizt die Bronchien was zu Atemwegserkrankungen führen kann. Weiterhin sind NOx zusammen mit den organischen Verbindungen (NMVOC) für die Ozonbildung verantwortlich. NOx schädigt auch Pflanzen, indem sie ein Gelbwerden der Blätter und ein vorzeitiges Altern der Pflanzen verursachen. Wie schon SO2 führen auch die NOx zu einer Versauerung der Böden und Gewässer (vgl. UBA 2013d).
Feinstaub (PM) besteht aus feinen Partikeln, welche die Luft verschmutzen. Diese Partikel können entweder Feststoffe oder Flüssigkeiten sein und unterschiedliche chemische Zusammensetzungen aufweisen. Die Feinstaubpartikel werden nach ihrer Größe eingeteilt in PM10, PM2,5 und PM0,1. PM10 sind alle Feinstaubpartikel deren Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ist. PM2,5 dementsprechend alle Feinstaubpartikel deren Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer ist und PM0,1 sind alle Feinstaubpartikel deren Durchmesser kleiner als 0,1 Mikrometer ist. Feinstaub wirkt sich in vieler Weise negativ auf die menschliche Gesundheit aus. Welche Auswirkungen auftreten hängt mit der Größe und der chemischen Zusammensetzung der aufgenommenen Feinstaubpartikel zusammen. Häufig treten Atemwegs- und Herz-Kreislauf Erkrankungen auf. Andere negative Auswirkungen könnten Plaque Bildung in den Blutgefäßen oder Entzündungen sein (vgl. Witten / Stec-Lazaj).
Schwermetalle wie Blei und Quecksilber kommen natürlich im Gestein vor und sind dort eingelagert. Sie werden beim Abbau von konventionellen Energieträgern und bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern freigesetzt. Schwermetalle reichern sich im Ökosystem an, da sie nicht abgebaut werden können. Sie können auch ins Grundwasser übergehen, da sie sich in sauren Gewässern lösen. Somit werden diese Schwermetalle schlussendlich, durch die Nahrungskette auch vom Menschen aufgenommen. Schwermetalle können auch durch die Atemwege aufgenommen werden, da sie als Feinstaubpartikel auch in der Luft schweben. Sie können im menschlichen Körper große gesundheitlichen Schäden verursachen, wie Schädigungen der Atemwege, des Nervensystems und viele weitere Organe (vgl. Nittka / Stroh 2004).
Zu den organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) gehören Kohlenwasserstoffe, Alkohole und Ester. Diese Substanzen wirken schon in geringen Konzentrationen toxisch. Zudem sind sie im Wesentlichen für die Bildung von Ozon verantwortlich (vgl. SMUL 2012). Ozon wird vom menschlichen Körper durch die Atemluft aufgenommen und kann in die tiefsten Verästelungen der Lunge vordringen. Das kann zu Reizungen und entzündlichen Reaktionen in der Lunge führen, was wiederum zu Atemwegsbeschwerden führt (vgl. MKULNV 2014).
In diesem Abschnitt werden die im Kapitel 2.1.1 schon erwähnten Braunkohlereviere Rheinisches Revier, Mitteldeutsches Revier und Lausitzer Revier genauer vorgestellt. Das Helmstedter Revier wird nicht weiter betrachtet, da der letzte aktive Tagebau Schöningen bis 2017 erschöpft ist und geschlossen wird. Das Kraftwerk Buschhaus im Helmstedter Revier bleibt allerdings auch über das Jahr 2017 noch in Betrieb und wird dann vom Mitteldeutschen Braunkohlerevier mit Kohle versorgt (vgl. Mitteldeutsche Zeitung 2013 und MIBRAG 2014). Die Braunkohle kann in diesen Revieren nur im Tagebau wirtschaftlich abgebaut werden. Die Wirtschaftlichkeit des Braunkohleabbaus hängt stark von den Deckgebirgsschichten, die aus Sand, Kies und Ton bestehen und der Mächtigkeit dieser Schichten ab (vgl. DEBRIV2013, S. 13).
Das Rheinische Revier ist das Größte in ganz Europa mit einer Fläche von 2.500 km2. In den Lagerstätten befinden sich geologische Braunkohlevorräte von ungefähr 55 Mrd. t. Die Braunkohle die dort gefördert wird ist 6 bis 18 Mio. Jahre alt. Die Fördermenge von Braunkohle im Rheinischen Revier wird sich mittel- und langfristig zwischen 90 und 100 Mio. t im Jahr einstellen (vgl. DEBRIV 2013, S. 12-18). Wie aus Abbildung 2 hervorgeht, gibt es im Rheinischen Revier die drei Tagebaue Garzweiler, Hambach und Weisweiler. Die großen Braunkohlekraftwerke in diesem Revier heißen Frimmersdorf, Neurath, Niederaußem und Weisweiler. Neben diesen Kraftwerken gibt es noch einige kleinere Abnehmer von Braunkohle (vgl. Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S. 53f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Rheinisches Braunkohlerevier (Quelle: Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S. 54)
Die Braunkohle die im Mitteldeutschen Revier gefördert wird ist zwischen 23 und 45 Mio. Jahre alt. Die Lagerstätten in diesem Revier beinhalten ungefähr 10 Mrd. t an geologischen Braunkohlevorräten. Im Jahr 2012 betrug die Fördermenge von Braunkohle im Mitteldeutschen Revier 19,2 Mio. t. Auch in Zukunft soll ungefähr diese Menge jährlich gefördert werden (vgl. DEBRIV 2013, S. 12-18). In diesem Revier gibt es die drei Tagebaue Vereinigtes Schleenhaim, Profen und Amsdorf (siehe Abbildung 3). Die großen Braunkohlekraftwerke sind Lippendorf und Schkopau. Weiterhin gibt es noch einige kleinere Braunkohleabnehmer in diesem Revier (vgl. Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S.57).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Mitteldeutsches Braunkohlerevier (Quelle: Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S. 58)
Im Lausitzer Revier ist die Braunkohle zwischen 15 und 20 Mio. Jahre alt. In diesem Revier enthalten die Lagerstätten einen geologischen Braunkohlevorrat von ungefähr 12 Mrd. t. Im Jahr 2012 wurde im Lausitzer Revier 62,4 Mio. t Braunkohle gefördert. Mittel- und langfristig wird erwartet, dass die jährliche Fördermenge 60 Mio. t betragen wird (vgl. DEBRIV 2013, S. 12-18). Wie in Abbildung 4 zu sehen ist, gibt es im Lausitzer Revier die fünf aktiven Braunkohletagebaue Jänschwalde, Cottbus- Nord, Welzow-Süd, Nochten und Reichwalde. Ebenfalls werden im Lausitzer Revier die drei großen Braunkohlekraftwerke Jänschwalde, Schwarze Pumpe und Boxberg mit der in diesem Revier abgebauten Braunkohle betrieben (vgl. Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S. 62).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Lausitzer Braunkohlerevier (Quelle: Gerbaulet / Egerer et al. 2012, S. 61)
Das folgende Kapitel beschäftigt sich im Detail mit den externen Kosten. Zunächst werden verschiedene Studien zu den externen Kosten untersucht und ihre Ergebnisse präsentiert. Nach dieser erfolgten Studienanalyse werden die ermittelten Ergebnisse miteinander verglichen. Da die Höhe der externen Kosten stark regional abhängig ist, werden anschließend am Beispiel des Lausitzer Braunkohlerevier die regionalen externen Kosten betrachtet.
Unter externe Kosten, versteht man Kosten die zu einer Mehrbelastung der Gesellschaft führen, da sie nicht von den Verursachern getragen werden. „Insbesondere gemeinschaftlich genutzte Güter wie Luft, Wasser und Erde, aber auch individuelle Güter wie die eigene Gesundheit sind nicht oder nur unvollständig in die Marktmechanismen integriert. Werden diese Güter im Produktionsprozess verbraucht oder geschädigt, schlägt sich das nicht auf die Marktpreise nieder“ (vgl. Mühlenhoff 2011, S. 5). Aus diesem Grund werden bei externen Kosten auch von indirekten oder versteckten Kosten für die Gesellschaft gesprochen. Bei den fossilen Energieträgern sind die externen Kosten, die durch das Freisetzen von Treibhausgas- und Luftschadstoffen entstehen, dominant. Welche negativen Effekte Treibhausgase und Luftschadstoffe verursachen wurde bereits in Abschnitt 2.2.1 und 2.2.2 beschrieben (vgl. Küchler / Meyer 2012, S. 21ff.). Die externen Kosten der Atomenergie hingegen beziehen sich weniger auf die Treibhausgas- und Luftschadstoffe während der Strom- und Wärmeproduktion, als vielmehr auf vor- und nachgelagerte Prozesse, wie der Uranabbau oder die Endlagerung des radioaktiven Materials. Ein besonders dominanter Kostenfaktor der externen Kosten bei der Atomenergie ist das Risiko und die Folgeschäden eines nuklearen Unfalls. Damit ist die Kostenstruktur der externen Kosten von fossilen Energieträger und Atomenergie sehr unterschiedlich. Es ist somit nicht möglich die externen Kosten der fossilen Energieträger mit denen von der Atomenergie zu vergleichen. Dennoch werden in dieser Arbeit die externen Kosten der Atomenergie berücksichtigt um einen vollständigeren Überblick der konventionellen Energieträger zu liefern (vgl. Meyer 2012, S. 7).
Durch verschieden politische Maßnahmen wird versucht die Mehrbelastung der Gesellschaft durch externe Kosten einzudämmen. Dabei wird versucht die externen Kosten von den Verursachern der Kosten begleichen zu lassen, also die Kosten zu internalisieren. Da das nicht im vollen Umfang gelingt spricht man auch von Teilinternalisierung der externen Kosten. Politische Maßnahmen zur Internalisierung sind beispielsweise das Emissionshandelssytem der EU und die Energiesteuer.
Das Emissionshandelssystem der EU umfasst etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen innerhalb der EU. Die Anlagenbetreiber müssen dabei CO2-Zertifikate erwerben. Diese Zertifikate berechtigen den Anlagenbetreiber mit seiner Anlage, zur Emission einer bestimmten Menge an Treibhausgasen. Werden weniger Treibhausgasemissionen als erlaubt emittiert, kann der Anlagenbetreiber die überflüssigen Zertifikate verkaufen und dadurch einen Gewinn erzielen (vgl. Europäische Kommission 2013, S. 11f.).
Die Energiesteuer lässt sich im weiten Sinne auch zu den Internalisierungsmaßnahmen zählen. Die Energiesteuer bezieht sich jedoch nicht direkt auf die Treibhausgas oder Luftschadstoffemissionen. Bei der Wärmeerzeugung ist die Energiesteuer im Gegensatz zur Stromerzeugung abhängig vom Energieträger. Dadurch ergeben sich im Wärmebereich verschieden hohe Steuersätze für jeden genutzten Energieträger. Im Strombereich kann die Steuer nur abhängig von der gesamten Höhe der Stromerzeugung als Internalisierungsinstrument aufgefasst werden (vgl. Breitschopf / Diekmann 2010, S. 18-21).
In den folgenden Abschnitten werden verschiedene Studien zu den bei der Strom- und Wärmeproduktion entstehenden externen Kosten von Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und Atomenergie im Detail betrachtet. Dabei werden die Berechnungsmethoden, Annahmen und die Datengrundlagen der Studien untersucht. Weiterhin werden die Ergebnisse zur Höhe der externen Kosten für die verschiedenen Energieträger präsentiert. Die Ergebnisse beziehen sich jeweils auf ganz Deutschland.
Die Studie aus dem Jahr 2012 „ Was Strom wirklich kostet“, herausgegeben vom Forum ÖkologischSoziale Marktwirtschaft (FÖS), untersucht die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Stromproduktion. Die Studie wurde von Greenpeace und dem Bundesverband Windenergie in Auftrag gegeben. In der Studie setzen sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Stromproduktion aus drei Komponenten zusammen. Aus dem Verkaufspreis des Stroms, aus den staatlichen Förderungen und schließlich aus den externen Kosten.
Für die erste Komponente, den Verkaufspreis des Stroms wird in der Studie der durchschnittliche Börsenpreis herangezogen. Es wird nicht zwischen den Energieträgern unterschieden und daher wird der Verkaufspreis von 5,4 Ct/kWh für alle konventionellen Energieträger verwendet. Es wird davon ausgegangen, dass die Steuern und Abgaben bei allen Energieträgern als gleich hoch einzuschätzen sind. Darum wird der Verkaufspreis des Stroms vor Berücksichtigung von Steuern und Abgaben verwendet.
Zu der zweiten Komponente, den staatlichen Förderungen werden Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für die unterschiedlichen Energieträger gezählt. Zu den Finanzhilfen zählen beispielsweise die Forschungsausgaben für die Atomenergie oder die Absatzhilfe der heimischen Steinkohle. Unter Steuervergünstigungen werden eine zu geringe Energiesteuer und die Befreiung des Braunkohletagebaus von der Wasser- und Förderabgabe gezählt. Die für das Jahr 2012 entstanden Kosten durch die staatlichen Förderungen sind in Tabelle 1 dargestellt. Auffällig ist, dass sich für Erdgas negative Kosten ergeben. Das kommt daher, das sich für Erdgas im Vergleich zum Leitbild der Energiebesteuerung, eine zu hohe Energiesteuer ergibt.
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Tabelle 1: Staatliche Förderungen für das Jahr 2012 (Quelle: Veränderte Darstellung nach: Küchler / Meyer 2012, S. 42)
Die dritte Komponente der gesamtgesellschaftlichen Kosten der Stromproduktion umfassen die externen Kosten. Diese machen den größten Teil der Kosten aus. In Tabelle 2 sind die externen Kosten für das Jahr 2012 dargestellt.
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Tabelle 2: Externe Kosten für das Jahr 2012 nach FÖS (Quelle: Veränderte Darstellung nach: Küchler / Meyer 2012, S. 27)
Die in Tabelle 2 angegebenen externen Kosten von Braunkohle, Steinkohle und Erdgas wurden aus einer Berechnung des Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) übernommen. Für die externen Kosten der Atomenergie konnte die Studie vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft keinen Punktwert angeben, da auch die Berechnung vom Frauenhofer ISI Institut keinen geeigneten Wert der externen Kosten für Atomenergie angibt. Daher wurde ein Wertebereich von 10,7 - 34,3 Ct/kWh angegeben. Die untere Grenze dieses Bereichs bilden dabei die externen Kosten von Braunkohle als schlechtester fossiler Energieträger von 10,7 Ct/kWh. Die obere Grenze von 34,4 Ct/kWh wurde mit Hilfe einer Literaturauswertung und einer Expertenbefragung festgelegt (vgl. Küchler / Meyer 2012, S. 21-25).
Das Vorgehen des Frauenhofer ISI Instituts bei der Berechnung der externen Kosten soll nun im Detail am Beispiel der Braunkohle untersucht werden. Für Steinkohle und Erdgas ist das Vorgehen identisch. Die Berechnung vom Frauenhofer ISI Institut wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt. Für die externen Kosten für Braunkohle gibt das Frauenhofer ISI Institut für das Jahr 2012 den Wert 10,75 Ct/kWh an. Die Studie vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat wie in Tabelle 2 bereits dargestellt den Wert 10,7 Ct/kWh aus der Berechnung des Frauenhofer ISI Instituts übernommen. Die externen Kosten der Braunkohle werden in der Berechnung des Frauenhofer ISI Instituts als spezifische Umweltschäden bezeichnet. Spezifisch deshalb, da die Kosten in Cent je Kilowattstunde angegeben werden. Zur Berechnung zieht das Frauenhofer ISI Institut die Emissionsfaktoren sowie die Schadenskosten der Braunkohle herbei. Diese beiden Faktoren werden in der Berechnung als Inputfaktoren genutzt. Zur Berechnung wird folgende Formel verwendet.
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ET: Energieträger; SK: Schadenskosten in €/t; EF: Emissionsfaktor in g/kWh;
J: Luftschadstoff bzw. Treibhausgas; d:direkte Emissionen; ind: indirekteEmissionen
Die Emissionsfaktoren werden in Gramm je Kilowattstunde (g/kWh) angegeben. Sie geben an, wie viel Gramm an Emissionen die Braunkohle je erzeugter Kilowattstunde emittiert. Zu den Emissionen gehören die Treibhausgase (siehe Abschnitt 2.2.1) und die Luftschadstoffe (siehe Abschnitt 2.2.2). Dabei werden sowohl direkte als auch indirekte Emissionen betrachtet. Die direkten Emissionen werden direkt am Kohlekraftwerk bei der Verbrennung von Braunkohle freigesetzt während die indirekten Emissionen nicht direkt bei der Verbrennung von Braunkohle entstehen, sondern auf vorgelagerte Prozesse zurückzuführen sind, wie der Bau der Kohlekraftwerke, der Transport der Braunkohle und andere.
Die Daten für die Emissionsfaktoren die das Frauenhofer ISI Institut bei seinen Berechnungen herangezogen hat, werden vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellt. In Tabelle 3 ist die Summe aus direkten und indirekten Emissionsfaktoren für die Braunkohle zu sehen, welche bei der Berechnung der externen Kosten des Frauenhofer ISI Instituts herangezogen wurden. Die Emissionsfaktoren für Steinkohle und Erdgas sind im Anhang in Tabelle 21 und Tabelle 22 zu finden.
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Tabelle 3: Emissionsfaktoren für die Braunkohle (Quelle: Veränderte Darstellung nach: UBA 2012d)
Die vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellten Emissionsfaktoren stellen nicht den aktuellen Stand der Technik, der Anlagen dar. Vielmehr geben die Emissionsfaktoren den durchschnittlichen Wert des gesamte Anlagenparks der Braunkohle in Deutschland an. Darunter befinden sich dementsprechend Anlagen die weitaus weniger Treibhausgase und Luftschadstoffe freisetzen aber auch viele Anlagen die wesentlich mehr Schadstoffe freisetzen. Das sind vor allem die vielen älteren Braunkohlekraftwerke in Deutschland. Weiterhin werden nur die in Tabelle 3 aufgeführten Luftschadstoffe und Treibhausgase bei der Berechnung der externen Kosten berücksichtigt. Mangels entsprechender Datengrundlage wird Lärm- und Geruchsbelästigung nicht berücksichtigt (vgl. Breitschopf 2012, S. 2-6).
Die Schadenskosten für die Treibhausgase und Luftschadstoffe werden in Euro je Tonne (€/t) angegeben. Sie geben die Schäden, die mit der Emission von Treibhausgasen und Luftschadstoffen verbunden sind in Geldeinheiten je Tonne Emission an (vgl. Breitschopf 2012, S. 2). Für die Treibhausgase geht die Studie von einem Schadenskostensatz von 80 € je Tonne CO2 aus. Daraus werden dann die Schadenskosten für CH4 und N2O abgeleitet, die beide auch zu den Treibhausgasen gehören. Dieser Wert wurde ebenfalls aus einer Studie des Umweltbundesamt entnommen (vgl. Breitschopf 2012, S. 9). Die Studie des Umweltbundesamt „Best-Practice-Kostensätze für Luftschadstoffe, Verkehr, Strom- und Wärmeerzeugung“ aus dem Jahr 2012, unterteilt die Schadenskosten in einen kurzfristigen, in einen mittelfristigen und in einen langfristigen Wert, da es eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt bis das Treibhausgas CO2 seine schädliche Wirkung entfaltet. Für den kurzfristigen Wert gibt das Umweltbundesamt einen mittleren Wert von 80 € je Tonne CO2 an, für den mittelfristigen Wert ist es schon 145 € je Tonne CO2 und für den langfristigen Wert wird ein mittlerer Wert von 260 € je Tonne CO2 angegeben. In diesen Werten sind die direkten und indirekten Schadenskosten berücksichtigt (vgl. UBA 2012c, S. 5). Das Frauenhofer ISI Institut rechnet mit dem kurzfristigen Wert von 80 € je Tonne CO2. Für den Schadenskostensatz des Treibhausgases CH4 wird der 25-fache Satz des CO2 Schadenkostensatz empfohlen. Das entspricht 2000 € je Tonne CH4. Weiterhin wird für den Schadenskostensatz des Treibhausgases N2O der 298 fache Satz empfohlen, was 23.840 € je Tonne N2O entspricht. Diese Empfehlungen folgt das Frauenhofer ISI Institut ebenfalls (vgl. UBA 2013b, S. 5).
Für die Schadenskostensätze der Luftschadstoffe übernimmt das Frauenhofer ISI Institut die Werte aus der EU-Studie NEEDS (New Energy Externalities for Sustainability) aus dem Jahr 2009 und passt diese der Preisbasis des Jahres 2010 an. In Tabelle 4 ist die Summe aus direkten und indirekten Schadenskosten für die Luftschadstoffe dargestellt, welche des Frauenhofer ISI Institut bei seinen Berechnungen verwendet hat (vgl. Breitschopf 2012, S. 10).
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Tabelle 4: Schadenskosten für Luftschadstoffe aus unbekannter Quelle (Quelle: Veränderte Darstellung nach: Breitschopf 2012, S. 11)
Die Ergebnisse für die externen Kosten nach der Berechnung des Frauenhofer ISI Instituts sind in Abbildung 5 zu sehen. Dabei ergibt sich die Summer der externen Kosten aus einen Teil der durch die Luftschadstoffe verursacht wurde und aus einen Teil der durch die Treibhausgase verursacht wurde (vgl. Breitschopf 2012, S. 12).
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Abbildung 5: Externe Kosten für das Jahr 2012 nach dem Frauenhofer ISI Institut (Quelle: Eigene Darstellung nach: Breitschopf 2012, S. 12)
Die Studie aus dem Jahr 2013 „ Was Kohlestrom wirklich kostet“, herausgegeben von Health and Environment Alliance (HEAL), untersucht die Gesundheitsschäden am Menschen welche durch die Verbrennung von Kohle entstehen. Zu den anderen konventionellen Energieträgern macht die Studie keine Aussage. Die Studie wurde von der Europäischen Kommission gefördert. Es werden ausschließlich die Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Die externen Kosten lassen sich auf die Gesundheitsschäden zurückführen.
Bei den Kohlekraftwerken in der europäischen Union handelt es sich um die größte Quelle industrieller Luftverschmutzung, durch das emittieren von Luftschadstoffen. Die Atemwegs- und Herz-Kreislauf Erkrankungen, die diese Studie untersucht werden meist von den drei wichtigsten Luftschadstoffen Schwefeldioxid (SO2), Feinstaub und Sickoxide (NOx) verursacht. Daher sind diese auch die einzigen Luftschadstoffe, welche in dieser Studie bei den Berechnungen der externen Kosten berücksichtigt werden. Die Auswirkungen, der Treibhausgase auf die Gesundheit der Menschen, sind in den Berechnungen der Studie nicht berücksichtigt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Treibhausgase indirekt durch den Klimawandel ebenfalls zu gesundheitlichen Schäden am Menschen führen. Des Weiteren gibt es abgesehen von den Luftschadstoffen und Treibhausgasen, weitere Gesundheitsgefahren die durch die Kohlekraftwerke ausgelöst werden. Zu nennen sind dabei Schwermetalle wie Quecksilber die ebenfalls von Kohlekraftwerken freigesetzt werden. Diese werden vom Menschen indirekt über die Lebensmittel oder die Trinkwasserzufuhr aufgenommen und verursachen Störungen bei der Entwicklung des Gehirns von Kindern und können zu Fehlgeburten führen. Auch diese Gesundheitsgefahren werden in dieser Studie ausgeklammert. Außerdem ist zu beachten, dass besonders Mitarbeiter in den Kohlekraftwerken und in den Kohletagebaue, sowie Anwohner die sehr nahe an diesen leben, besonders hohen Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt sind. Auch dieses erhöhte Gesundheitsrisiko der genannten Gefahrengruppe wird in der Studie nicht weiter berücksichtigt (vgl. Huscher / Smith 2013, S. 5-11). Zudem nicht berücksichtigt werden bei den Berechnungen alle vorgelagerten und nachgelagerten Prozesse, wie der Transport oder der Abbau von Kohle, welche ebenfalls Emissionen verursachen und sich damit negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirken (Huscher / Smith 2013, S. 25).
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