Examensarbeit, 2018
70 Seiten, Note: 1,0
Verbale Aggression ist kein seltenes Phänomen in der menschlichen Kommunikation. Ihren Ausdruck findet sie nicht nur in elementaren sprachlichen Elementen wie Schimpfwörtern und Kraftausdrücken, sondern auch in kunstvollen Satiren, Spottgedichten und anderen literarischen Gattungen. Eine besonders kunstvolle Form der Beleidigung ist die antike Invektive, die nach allen Regeln der Kunst der antiken Rhetorik gestaltet wurde.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zu einer erweiterten, verfeinerten Definition der Invektive zu leisten. Es werden also insbesondere allgemeine Fragen nach dem „Wesen” bzw. dem Begriff der Invektive gestellt werden (Was ist eine Invektive?), weniger technische Fragen (z. B. Wie ist eine Invektive aufgebaut?) oder historische Fragen (z. B. Wer hielt die erste Invektivrede? Wie entwickelte sich die Invektive als Gattung im Zeitverlauf?). Hierbei soll die antike rhetorische Tradition Ausgangspunkt sein, aber auch bewusst überschritten werden, indem auch moderne Theorien Gehör finden und in die Begriffskonzeption einfließen. Der antike Begriff von Invektive gibt dabei die Richtung vor, die modernen Konzepte sollen helfen, die Invektive umfassender zu verstehen und zu analysieren. Die modernen Theorien werden insbesondere dem Denken moderner, analytischer Philosophen wie Austin und Searle oder Psychologen wie Lazarus entlehnt.
Der Hauptteil dient der Analyse des Begriffs „Invektive”, den Schluss bildet eine Synthese und formuliert die gewonnenen Einsichten. Um die Analyse im Hauptteil durchzuführen, wird zuerst die Numanus-Rede betrachtet, eine Invektive des Numanus Remulus gegen Ascanius-Iulus im neunten Buch der Aeneis, des vergilischen Epos (Aen. 9, 598-620). Mithilfe dieser Invektive sollen die Resultate der Analyse nach jedem einzelnen Abschnitt auf ihre Plausibilität überprüft werden.
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