Bachelorarbeit, 2012
57 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
1.1. Das Haar
1.1.2. Aufbau und Struktur des Haares
1.1.3. Chemische Bestandteile der Haare
1.2. Die natürliche Haarfarbe
1.3. Die Geschichte der Haarfarbe
1.4. Haarfärbemittel
1.4.2. Semipermanente Haarfärbemittel
1.4.3. Permanente Haarfärbemittel
1.4.4. Chemische Vorgänge bei einer oxidativen Haarfärbung
1.5. Haarschäden
1.6. Die neue Art des permanenten Haarfärbens
1.8. Aufgabenstellung
2. Allgemeiner Teil
2.1. Überblick
2.2. Das Farbergebnis
2.2.1. Vergleich der Farbergebnisse einer Dunkelfärbung
2.2.2. Vergleich der Farbergebnisse einer Hellerfärbung
2.2.3. Vergleich der Farbergebnisse mit 80 % Weißanteil
2.3. Vergleich des äußeren Erscheinungsbild der Haarstrukturen
2.4. pH-Wert – Messung
2.5. Mikroskopische Untersuchungen der Haarproben
2.5.1. Mikroskopische Aufnahmen nach 10 Minütiger Einwirkzeit
2.5.2. Mikroskopische Aufnahmen nach 20 Minütiger Einwirkzeit
2.6. Fazit
3. Experimenteller Teil
3.1. Versuch: Einfluss der Wasserstoffperoxid-Konzentrationen auf das Blondierergebnis
Abbildung 29: Einfluss der Wasserstoffperoxid-Konzentrationen auf das Blondierergebnis. Haarsträhne Permanent Natural Colors von Poly Palette (links), behandelte Strähne (rechts)6 %(links), 9 %(mittig), 12 %(rechts)
3.2. Versuch: Einfluss der Wasserstoffperoxid-Konzentrationen auf die Hellerfärbung
Abbildung 31: Einfluss der Wasserstoffperoxid-Konzentrationen auf die Hellerfärbung. Naturhaar (links), behandelte Strähne (rechts)6 %(links), 9 %(mittig), 12 %(rechts)
3.3. Versuch: Aufgabe des Blondierpulvers
Abbildung 32: Aufgabe des Blondierpulvers. Naturhaar (links), behandelte Strähne (rechts)6 % iges Wasserstoffperoxid(links), Blondierpulver(mittig), 6 % iges Gemisch(rechts)
3.4. Versuch: Bestimmung des pH-Werts
3.5 Versuch: H2O2 versetzt mit einer Kaliumiodid-Lösung
4. Literaturverzeichnis
Internetquellen
5. Abbildungsverzeichnis
6. Tabellenverzeichnis
7. Abkürzungsverzeichnis
„Der gesamte menschliche Körper mit Ausnahme der Lippen und der Hand- und Fußinnenflächen ist behaart, zum großen Teil allerdings mit kaum sichtbaren Wollhärchen.“1 Früher wurde den Haaren eine wichtige Funktion zugesprochen - die des Schutzes. Diese Aufgabe ist im Laufe der Zeit jedoch immer unbedeutender geworden. Allerdings können dem Haar bis heute immer noch einige Funktionen des Schutzes zugesprochen werden. So haben die Kopfhaare die Rolle, die darunter liegende Haut vor Umwelteinflüssen zu bewahren, Nasenhaare und Härchen im Gehörgang sichern das Nasen- und Ohrinnere beispielsweise vor Staubkörnern, die dort leichten Zugang haben. Die Augenbrauen- und Wimpernhaare verhindern, das Fremdkörper in die Augen gelangen.2
Die freien Nervenendigungen an den Haarwurzeln ermöglichen, dass Einwirkungen von außerhalb wie zum Beispiel körperliche Nähe oder Windstöße wahrgenommen werden können. Der menschlichen Körper wird durch den individuellen Schmuck der Haare, einzigartig. So ist es kaum verwunderlich, dass dem Haarschmuck eine bedeutungsvolle gesellschaftliche Funktion zugesprochen wird.
In der heutigen Zeit ermöglicht die Frisur, Geschlechter zu charakterisieren und Individuen auseinander zu halten.3
Durch die Weise, wie die Haare getragen und frisiert sind, lässt sich ein Charakter zuordnen. Dies kann bedeuten, dass die Frisur die Persönlichkeit wiederspiegelt.4
So verkörpert langes und volles Haar Lebenskraft, Vitalität und Jugendlichkeit, graues und lichtes Haar hingegen ist ein Indiz des Älterwerdens. Daher wurde schon von je her mit kosmetischen und medizinischen Mitteln vorgebeugt und behandelt. In vielen Kulturen verkörperte langes Haar Autonomie, den Sklaven hingegen wurden die Haare rasiert als äußeres Merkmal der Unterordnung. So ermöglichte damals die Haartracht eine Zuordnung zu einer bestimmten Schicht und damit den jeweiligen gesellschaftlichen Kreis. Das Haar wird für die Gesellschaft immer bedeutender und die Besuche eines Friseursalons daher immer wichtiger. Eine Frisur kann einen Charakter unterstreichen, aber gleichzeitig auch das „echte“ Innere verstecken, um so dass Selbstbewusstsein zu stärken.
Eine außergewöhnliche Haarpracht oder eine ungewöhnliche Haarfarbe wird dazu genutzt, um das Interesse zu wecken und einen bestimmten Typ auszustrahlen.
Im Laufe der Zeit hat sich das Haar folglich zu einer persönlichen Note jedes Individuums entwickelt.
Im Mittelalter wurde durch die Haarfarbe der Charakter einer Person festgelegt. Rothaarige galten als jähzornig, misstrauenswürdig und standen oft in Verdacht eine Hexe zu sein.5
„Jedes menschliche Haar zeigt einen typischen Aufbau in drei konzentrische Regionen: Cuticula, Cortex und Medulla.“6
Die Cuticula oder auch Schuppenschicht genannt, ist die äußerste, eine transparente Schicht, die das Haar schützend umgibt. Diese Schicht besteht aus sechs bis zehn Cuticulazellen, die jedes einzelne Haar wie einen Schuppenpanzer umgibt.5
Eine Cuticulazelle ist eine Schuppe, die circa 0,35 bis 0,45 dünn ist, eine Breite von etwa 28 bis 38 hat und eine Länge circa 40 bis 48 aufweist.6
Durch einen Zellmembrankomplex, der wie eine Kitt wirkt, werden die einzelnen Zellen der Schuppenschicht eng miteinander verbunden. Dieser Zellmembrankomplex ist überwiegend aus Zellmembran aufgebaut und entsteht während der Verhornung der Zellen.
Die äußere Schicht hat einen erheblichen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild des Haares. Bei einem strukturunbeschädigten Haar ist die Schuppenschicht flach aneinander geordnet und ist durch eine fast ebene Struktur gekennzeichnet.5
Das Innere des Haares bekommt durch die Schuppenschicht Stabilität, dient als Schutz vor äußeren Einflüssen und ist besonders stabil gegen chemische Haarbehandlungen. Jedoch kann es durch zu starkes Frisieren der Haare zur Schädigung dieser äußeren Schicht kommen. Die Folgen reichen von aufgespaltenen Haarspitzen bis zu abgebrochenen Haaren.7
Ein gesundes Haar ist daran zu erkennen, dass es vom Licht reflektiert wird und glänzt. Durch chemische Haarbehandlungen kann das Haar seinen Glanz verlieren, da die Schuppenschicht dadurch beeinträchtigt wird. Eine übertriebene Anwendung chemischer Haarmittel kann dazu führen, dass auf dieser Schicht an manchen Stellen starke Schädigungen zu sehen sind. Dies hat auch erheblichen Einfluss auf das Erscheinungsbild des Haares, das dann seinen natürlichen Glanz verloren hat und das äußere Erscheinungsbild eher matt wirkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Haarstruktur/Schuppenschicht eines unbehandelten Haares. 40fache Vergrößerung.
„Die Faserschicht oder auch Cortex genannt, ist die wichtigste Schicht des Haares. Sie besteht aus Keratinfasern, die in die Kittsubstanz eingebettet ist.“8
Die Zellen dieser Schicht sind spindelförmig angeordnet und haben eine Länge von circa 60 bis 110 und eine Dicke von 3 bis 5 .9
Die Faserschicht verleiht dem Haar Reißfestigkeit und Elastizität. Zudem ist diese Schicht für chemische Haarbehandlungen von großer Bedeutung, da dort alle Abläufe wie zum Beispiel eine Farb- oder Dauerwellbehandlung wirken. Auch enthält die Faserschicht die natürlichen Farbpigmente der Haare.
Der Markkanal oder auch Medulla genannt, der mit Mark gefüllt ist, ist die innerste Schicht und befindet sich mittig der Faserschicht. Bestandteile des Marks, sind unter anderem abgebaute Reste der Faserschicht. Allerdings beeinflusst der Markkanal die Beschaffenheit und den Bau des Haares keineswegs.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Schematische Darstellung der Haarschichten (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Fachkunde für Friseure S.95)
Um dem Haar zusätzlichen Schutz vor äußeren Einwirkungen zu gewähren, befindet sich auf der Oberfläche des Haares eine Talgschicht, deren lateinische Bezeichnung Sebum ist und zusätzlich noch restliche Bestandteile der verwendeten Haarwasch- und Haarpflegemitteln.11
Eines der wichtigsten Bestandteile des Haares ist das Keratin. Lipide und Mineralien sind weitere Bestandteile die neben dem Keratin im Haar zu finden sind. Die Mineralien gelangen entweder durch die Nahrung, den körpereigen Schweiß oder über verschiedenen Haarpflegemittel in die Haare.
Die Moleküle des Keratins sind spiralförmig angeordnet und werden deshalb auch als Peptidspiralen oder Helices bezeichnet. Durch die Disulfidbrücken kommt es zu beständigen Querverbindungen zwischen den einzelnen Peptidspiralen. Den Salz-und Wasserstoffbrücken im Haar sind ebenfalls wichtige Rollen zuzuordnen. Die Salzbrücken werden durch die Anziehungskräfte zwischen positiv und negativ geladenen Atomgruppen im Keratin gebildet. Die Salzbrückenbindungen werden am besten durch Säuren und Basen aber auch durch Wasser gelöst. Dieser Vorgang ist reversibel, da die Salzbrücken während dem Trocknen der Haare wieder von neuem gebildet werden. Wasserstoffbrücken sind längs im Molekülgitter aufzufinden und können durch Wasser gelöst werden. Die Wasserstoffbrücken verleihen dem Haar seine Elastizität.12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Molekülgitter des Haares; Peptidspiralen (schwarz), Disulfidbrücken (gelb), Salzbrücken (blau), Wasserstoffbrücken (rot). Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Das Haar aus der Sicht des Chemikers S.141)
Die chemische Zusammensetzung der Haare lässt sich sehr gut mit der eines Fingernagels vergleichen. Sowohl in den Haaren als auch in den Nägeln kommen 21 verschiedene chemische Elemente vor. Dazu gehören die Mineralien Calcium, Magnesium, Phosphor, Natrium, Kalium, Eisen, Zink sowie Aluminium, die in den Haaren und Fingernägeln in größeren Mengen vorliegen.
So liegen bei manchen Personen aufgrund der täglichen Ernährung die eben genannten Bestandteile von Nägeln und Haaren in teils stark variierten Konzentrationen vor.13 Aber auch verschiedene Pflegemittel können das Vorkommen beeinflussen.
Neben dem Keratin und den zahlreichen anderen chemischen Elementen, besteht das Haar außerdem noch aus Lipiden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Schematische Darstellung der inneren Struktur eines Haares. (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Das Haar aus der Sicht des Chemikers S.141)
Im Haar sind spezielle Zellen eingelagert, die sogenannten Melanozyten. Diese Zellen bilden den natürlichen Farbstoff das Melanin. Die Melanozyten befinden sich im unterliegenden Bereich der Haarzwiebel.14
Über verzweigte Fortsätze werden Farbstoffteile/Pigmente der Melanozyten an die Keratinozyten abgeben. Die Pigmente gelangen dann über die Keratinozyten an die Haaroberfläche.15
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Haarzwiebel (gelb) und Haarmatrix (grün) (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Fachkunde Friseure S. 91)
Der Farbstoff Melanin wird durch die Oxidation des Enzyms Tyrosin gebildet. Dadurch erhält das Haar seine natürliche Farbe.16
Die Pigmente unbehandelter Haare, lassen sich in zwei Gruppen natürlicher Farbpigmente einteilen: in die deutlich größeren Pigmente Eumelanin und in die kleineren Pigmente Phäomelanin.17
Vom natürlichen Farbpigment Eumelanin ist die Rede, wenn die Haarfarbe zwischen braun und schwarz liegt. Rötliche bis blonde Farbpigmente enthält das Phäomelanin.17
Die natürliche Farbe der Haare ist bestimmend durch die unterschiedlich vorliegenden Pigmente im Haar. Dunkles oder fast schwarzes Haar hat mehr Farbpigmente als blondes oder rötliches Haar. Dies bedeutet, dass die Menge der natürlichen Farbpigmente im Haar ausschlaggebend für die Farbtiefe ist. Die Farbrichtung gibt an, ob es sich um einen warmen oder kühlen Farbton handelt.
Eine warme Nuancierung kennzeichnet sich durch einen goldartigen beziehungsweise rötlichen Schimmer. Ein kühler Farbton hingegen wirkt matt mit einer Farbrichtung, die sich aschfarben präsentiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Natürliche Farbpigmente. Größenvergleich von Phäomelanin und Eumelanin (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Friseur-Fragen/Wissen )
Im Laufe des Alters geht die Bildung der Melanozyten zurück. Der Anteil an Melanozyten wird geringer und es wird weniger Melanin produziert. Das Resultat sind weiße Haare, die keinerlei bzw. kaum natürliche Farbpigmente haben. Oft wird umgangssprachlich von grauen Haaren gesprochen. Jedoch ist das einzelne Haar nicht grau pigmentiert, sondern hat in Verbindung mit den noch pigmentierten Haaren einen Grauschimmer.18
Der Grund, warum weiße Haare entstehen ist, dass die Produktion des Enzyms Tyrosin im Laufe des Alters nach lässt und der natürliche Farbstoff Melanin weniger produziert wird.19
Bereits im Altertum wurden die Haare mit den damals zur Verfügung stehenden Färbemitteln behandelt, um das Aussehen optisch zu verändern. Das Färben der Haare wurde durch die gesellschaftlichen Veränderungen und die Emanzipation der Frau immer bedeutungsvoller. Nicht nur die Frauen griffen zu chemischen Haarfärbemitteln, auch bei den Männern erlang dieser Trend eine hohe Stellung.20
„Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten synthetischen Haarfärbemittel auf den Markt, die im Zuge des Aufstiegs der Teerfarbenchemie entwickelt wurden. Der Verbrauch nahm seit der Jahrhundertwende stark zu, und sie verdrängten rasch die althergebrachten pflanzlichen Mittel und die gängigen Metallverbindungen.“21
Nicht erst seit heute streben die Menschen danach ihr äußeres Erscheinungsbild mit Hilfe kosmetischer Mittel zu verschönern. Um das eigentliche Alter zu verstecken, wurden die nicht mehr pigmentierten Haare mit den damals zur Verfügung stehenden chemischen Färbemittel behandelt, um das Aussehen äußerlich zu verjüngen.
Im 19. Jahrhundert war ein Wissen über die Haarstruktur und die chemischen Bestandteile der Haare sowie den verschiedenen Haarfärbemittel nur gering vorhanden. Es wurde angenommen, dass die Farbe eines unbehandelten Haares durch den Gehalt von Schwefel und Eisen bestimmt werden könnte. Eine geringere Menge an Schwefel und dafür einen hoher Anteil an Eisen wurden den dunklen Kopfhaaren zugesprochen. Hellen Haaren hingegen besaßen einen hohen Anteil an Schwefel, seien aber frei von Eisen. Man glaubte daran, dass sich helle Haare durch eine eisenhaltige Ernährung dunkel färbten. Des Weiteren galt die Annahme, dass sich natürliche Farbpigmente bei bereits ergrautem Haar durch eine Anwendung mit elektromagnetischen Wellen zurückbildeten.
Bei den monatlichen Regelblutungen der Frauen wurde davon abgeraten, die Haare zu färben, da man annahm, dass dies die Wirkung des Färbevorgangs beeinträchtigen könne.
Die Verwendung der Metallsalzfarben war in dieser Zeit stark verbreitet. Jedoch zählen zu den negativen Auswirkungen der Metallsalzfarben glanzloses und trockenes Haar. Ein Haar, das zuvor mit Metallsalzen gefärbt wurde, darf für weitere Behandlungen nicht mit Färbemitteln eingefärbt werden, die oxidativ hergestellt sind, denn es würde zu einer Zersetzung mit dem Wasserstoffperoxid kommen. Das wiederum beeinträchtigt die Haarstruktur stark.22
In der chemischen Haarindustrie folgten zahlreiche Fortschritte. So wurden gegen Ende der 80er Jahren des 19. Jahrhunderts die Metallsalzfarben gegen neue chemische Haarfärbemittel ersetzt und in den Kosmetikhandel gebracht.
Zwar waren diese in der Verwendung einfacher und das Farbergebnisse war besser, mit den heutigen Färbemitteln sind aber auch diese bei weitem nicht vergleichbar.
Das bekannteste Färbemittel auf synthetischer Basis, welches in dieser Zeit entwickelt wurde und noch heute Verwendung findet ist das Färbemittel para -Phenylendiamin. Die Annahme der Wissenschaftler war, dass diese chemische Verbindung für die Gesundheit völlig unbedenklich sei. Allerdings traten nach Anwendung Symptome wie Hautausschlag und fieberhafte Erkrankungen auf.
Daraufhin wurde dieser Stoff gründlich überprüft, mit dem Ergebnis, dass das oxidative Haarfärbemittel zu viele schädliche Verbindungen enthält.
Aufgrund der geringen Herstellungskosten wurde trotz zahlreicher Warnungen weiterhin Haarfarben auf den Kosmetikmarkt gebracht.
Im Jahr 1887 wurden allgemeine Vorschriften für die verwendeten Inhaltstoffe in Haarfärbemitteln festgelegt. Stoffe die Gesundheitsgefährdend sein könnten, dürfen nicht in Haarfärbemitteln verwendet werden.23
Obwohl es klare Richtlinien bezüglich der verbotenen Stoffe gab, wurden immer noch zahlreiche nicht gekennzeichnete Inhaltsstoffe auf den Kosmetikmarkt gebracht.
Henna war schon damals eine der begehrtesten natürlichen Haarfarben die es im Handel zu kaufen gab. Durch fehlendes Wissen wurden oft falsche Schlussfolgerungen gezogen: Da Henna auf pflanzlicher Basis beruht, galt es als ungefährlich, und hautfreundlich, womit jegliche gesundheitliche Gefährdung ausgeschlossen wurde. Doch auch die gefährliche Verbindung der oben genannten Substanz konnte auch in diesem Produkt auf pflanzlicher Basis nachgewiesen werden. Durch die Beigabe des giftigen Inhaltstoffes, konnten die Einwirkzeiten beschleunigt werden, ebenfalls stand dadurch eine noch größere Auswahl an verschiedenen Farbtönen zur Verfügung. So lösten auch diese Haarfärbemittel Reizungen der Haut aus.
Das bekannteste Produkt, das noch heute aus Henna hergestellt wird, sind die bekannten Henna-Tattoos, die meistens ein Andenken aus dem Sommerurlaub sein sollten. Auch bei diesen Anwendungen waren häufig leichte bis schwerwiegende Entzündungen der Haut die Folge.24
Die heute gebräuchlichen und handelsüblichen Präparate für eine farbliche Veränderung der Haare lassen sich in temporäre, semipermanente und permanente Haarfärbemittel einteilen.
Diese drei Haarfarbentypen erlangen in der heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung: besonders die Möglichkeit, Haare permanent zu färben, ist dabei äußerst populär.25 Folglich wird eine immer größere Auswahl an verschiedenen Produkten vom Endverbraucher verlangt: Mehr als sechs von zehn Frauen nutzen die modernen Haarfärbemittel einmal pro Monat, um ihr Äußeres optisch zu verändern. Auch Männer ab 40 setzen oftmals Haarfarben ein.26
Aber noch nie hatten Konsumenten eine derart große Auswahl an Farben wie heute.
Temporäre Haarfärbemittel sind direktziehende Farben, die sich wieder vollständig durch das Shampoonieren der Haare auswaschen lassen. Die Partikel der direktziehenden Farben kennzeichnen sich durch ein größeres Volumen. Wegen ihrer Größe werden diese nur gering angelagert, sie dringen lediglich bis in die Schuppenschicht ein und fallen nach einer Haarwäsche sofort wieder aus.26 Temporäre Haarfärbemittel sind sogenannte Fertigfarbstoffe.
Direktziehende Farbstoffe verändern sich während der Einwirkzeit nicht, sie haben schon von Beginn an ihre Farbe.27 Diese Art der Farbveränderung ermöglicht eine kurze optische Typveränderung ohne chemische Haarfärbemittel anwenden zu müssen. Oft werden direktziehende Farbstoffe dazu genutzt um die bereits bestehende Farbe aufzufrischen oder um einen unerwünschten Gelbstich nach einer Hellerfärbung oder Blondierung zu verbessern.
Bei der Herstellung dieser Art des Färbens müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, die Wilfried Umbach wie folgt beschreibt: „[Eine] schwache Affinität des Farbstoffs zum Haarkeratin, leichte Auswaschbarkeit durch ein Shampoo, ausreichende Lichtechtheit und gute Abriebbeständigkeit, um nicht Kleider oder Kopfkissen zu verschmutzen. Durch den speziellen Rezepturaufbau insbesondere durch die Kombination mit den für die Frisurengestaltung verwendeten Polymeren – werden die angestrebten Produkteigenschaften erzielt.“28
Die temporären Färbemittel sind in Form von wässrig-alkoholische Lotionen erhältlich. Oft sind positiv geladene Polymere als zusätzlicher Inhaltsstoff in diesen Präparaten enthalten. Positiv geladene Teilchen in Färbemittel verhindern eine elektrostatische Aufladung der negativ geladenen Haare und wirken dem Fliegen der Haare entgegen.29
Auch in Haarpflegeprodukten werden häufig temporäre Färbemittel mit positiven Polymeren eingesetzt, bei denen nicht nur die Pflege im Vordergrund steht, sondern ebenfalls eine Farbauffrischung. Zudem findet diese Art der Haarfärbemittel in Fönfestigern Anwendung, der in Form eines Schaumes auf das gewaschene Haar aufgetragen und anschließend frisiert wird.
Eine länger andauernde Farbintensität, die über mehrere Haarwäschen erhalten bleibt, ermöglichen semipermanente Haarfärbemittel. Diese werden im Handel als Intensivtönungen bezeichnet. Die länger andauernde Farbintensität wird durch die kleinere Partikel erreicht, die sich bis in die Faserschicht einlagern können und nicht nach einer Haarwäsche wieder ausfallen. Hier bestehen Ionenbindungen und hydrophobe Wechselwirkungen.
Die Anwendung dieser Haarfärbemittel eignet sich hervorragend für bereits oxidativ behandeltes Haar, da die Pigmente besser eindringen können, jedoch aber auch schneller wieder ausfallen. Semipermanente Haarfärbemittel werden für eine leichte Pigmentierung der weißen Haare angewendet, um damit eine dezente Farbauffrischung zu erhalten, die nicht den Anschein eines gefärbten Haares hervorruft.
Wie bei den temporären Haarfärbemitteln kann auch hiermit ein unerwünschter Gelbstich nach einem Blondiervorgang oder einer Hellerfärbung ausgeglichen werden.30
Eine permanente oder auch dauerhafte Coloration ist nicht auswaschbar und wächst mit dem natürlichen Haarwachstum aus dem Haar. Die permanente Haarfärbung ist die beliebteste Alternative um das Haar zu verändern und den bestehenden Weißanteil zu überdecken.
In der Publikation „Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß“ spricht der Autor Wilfried Umbach davon, dass bei einer permanenten Haarfärbung durch chemische Reaktionen die Anlagerung von künstlichen Farbpigmenten unmittelbar bis ins Haarinnere und nicht nur oberflächlich angelagert werden.31
Bedeutend für eine permanente Haarfärbung ist das Oxidationsmittel Wasserstoffperoxid und das Alkalisierungsmittel Ammoniak oder Monoethanolamin. Während des Färbevorgangs kommt es zu einer Oxidation, wodurch künstliche Farbpigmente durch den Kupplungsvorgang in die Faserschicht des Haares eingelagert werden können.
Die Aufgabe des Wasserstoffperoxids ist es, zum Teil die natürlichen und die künstlichen Farbpigmente aufzuhellen um anschließend durch den Kupplungsvorgang mit Hilfe des Wasserstoffperoxids neue künstliche Pigmente einzulagern.36 Der pH-Wert dieser oxidativen Haarfärbung liegt im alkalischen Bereich zwischen acht und zehn. Dieser alkalischer pH-Wert bewirkt die Quellung der Haare und sorgt für ein dauerhaftes Farbergebnis.37
Das Alkalisierungsmittel, dass zumeist aus Ammoniumhydroxid und Wasserstoffperoxid besteht, dringt in das Haar ein und ermöglicht durch die Quellung der Haare und somit das Öffnen der Schuppenschicht.
Das Ammoniumhydroxid neutralisiert die Stabilisierungssäure und aktiviert dadurch das Wasserstoffperoxid. Die Aufgabe des Wasserstoffperoxids ist es die natürlichen, aber auch zum Teil die künstliche Farbpigmente aufzuhellen. Die direktziehenden Nuancierungsfarbstoffe können nun eindringen und sich im Haar anlagern. Die Farbstoffbildner dringen ebenfalls in das Haar ein und werden durch das Wasserstoffperoxid zu großen Farbstoffen oxidiert.
Farbstoffbildnermoleküle werden zu einem einzigen Farbstoffmolekül verbunden, die nicht mehr aus dem Haar heraus fallen können. Dieser Vorgang wird als eine Kupplungsreaktion bezeichnet.32
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Kupplungsreaktion. Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Lück, Dieter; Lipp-Thoben, Hanna: Friseurfachkunde S.221.
Das Wasserstoffperoxid ist in verschiedenen Konzentrationen bei einem Färbevorgang einsetzbar. Die Konzentrationen 3 %, 6 %, 9 % und 12 % stehen dabei zur Verfügung. Je höher die Konzentration des Wasserstoffperoxids ist, desto stärker kann das Haar aufgehellt werden. Bevorzugt angewendet werden höhere Konzentrationen bei einer Hellerfärbung, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu bekommen.33
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Chemische Vorgänge beim Haarfärben (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Fachkunde Friseure S. 202)
Farbbasen wie o-und p-Diamin- und Aminohydroxyverbindungen des Benzols sowie Homogene werden als Basen für eine chemische Haarfärbung eingesetzt. Das p-Phenylendiamin und das p-Toluylendiamin stellen die bedeutendsten Farbzwischenprodukte einer Farbbehandlung dar. Wie in dem geschichtlichen Teil der Haarfarbe schon erwähnt, ist das p-Phenylendiamin in Deutschland verboten, da es starke Allergien auslösen kann. Durch eine Sulfogruppe im Molekül können keine allergischen Reaktionen durch das p-Toluylendiamin mehr ausgelöst werden und dient somit als Hauptfarbstoffträger in den heutigen Haarfärbemitteln.
Der Ablauf einer oxidativen Haarfärbung besteht aus drei Schritten. Zu Beginn wird durch die Oxidation aus dem p-Toluylendiamin ein Chinondiimid. In einer Kondensationsreaktion findet eine Kupplung mit zwei weiteren Molekülen p-Toluylendiamin statt. Im letzten Schritt wird aus dem Reaktionsprodukt nach einer weiteren Oxidation ein Farbstoffmolekül das eine hohe Bindekraft zum Haarkeratin zeigt.34
Die Abbildung 8 veranschaulicht dies in Form eines Mechanismus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S. 54
2 Vgl.: http://www.lehrer.at/html/kosmetik/pdf/US-BIO-HAAR-A4.pdf (Stand: 25.6.12)
3 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik. Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel. (1995)S.45-46
4 Vgl.: Bolt Nina: „Haare. Eine Kulturgeschichte der wichtigsten Hauptsache der Welt.“(Juni 2001)S.99
5 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.86-94
6 Vgl.: Madea B.;Mußhoff F.: Haaranalytik. Technik und Interpretation in Medizin und Recht(2004)S.37-38
7 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S.60
8 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S. 95
9 Vgl.: Madea B.;Mußhoff F.: Haaranalytik. Technik und Interpretation in Medizin und Recht(2004)S.39
10 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.95
11 Vgl.: Chemie in unserer Zeit. Zahn, Helmut: Das Haar aus der Sicht des Chemikers(1989)S. 141
12 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.98
13 Vgl.: Chemie in unserer Zeit. Zahn, Helmut: Das Haar aus der Sicht des Chemikers(1989)S.142
14 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S. 60
15 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.91
16 Vgl.: Chemie in unserer Zeit. Zahn, Helmut: Das Haar aus der Sicht des Chemikers(1989)S. 143
17 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S. 91
18 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S. 91
19 Vgl.: Madea B.;Mußhoff F.: Haaranalytik. Technik und Interpretation in Medizin und Recht(2004)S.41
20 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S.293.
21 Riewerts, Kerrin: Kosmetische Mittel und Verbraucherschutz. Von Haarfärbemitteln und Hautausschlägen(2006)S. 378
22 Vgl.: Lück, Dieter; Lipp-Thoben, Hanna: Friseurfachkunde(1988)S.100.
23 Vgl.: Riewerts, Kerrin: Kosmetische Mittel und Verbraucherschutz. Von Haarfärbemitteln und Hautausschlägen(2006)S. 379
24 Vgl.: Riewerts, Kerrin: Kosmetische Mittel und Verbraucherschutz. Von Haarfärbemitteln und Hautausschlägen(2006)S.379
25 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S.300
26 Vgl.: http://www.allum.de/noxe/haarfaerbemittel.html(Stand:30.07.12)
27 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.198
28 Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S.300.
29 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.112
30 Vgl.: Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß(2004)S.300-304
31 Vgl.: Madea B.;Mußhoff F.: Haaranalytik. Technik und Interpretation in Medizin und Recht(2004)S.51
32 Vgl.: Lück, Dieter; Lipp-Thoben, Hanna: Friseurfachkunde(1988)S.221
33 Vgl.: Attenberger, Adolf; Schultz-Paasch, Gabriele-Viktoria: Fachkunde für Friseure, Grundlagen und Technologie der Haar-und Hautpflege(2004)S.202
34 Vgl.: Senggpiel, Elvira. Naturwissenschaftlicher Unterricht heute. Kosmetik-Chemie.(1999)S.97
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