Bachelorarbeit, 2020
31 Seiten, Note: 1,2
1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
2 ZIELSETZUNG
3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Begrifflichkeiten in der Prävention und Leitfaden
3.1.1 Übergewichtund Adipositas
3.1.2 Prävention und Gesundheitsförderung
3.1.3 Leitfaden Prävention
3.2 Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Übergewicht und Adipositas im Kindesalter
3.2.1 Übergewicht und Adipositas bei Kindern
3.2.2 Ursachen und Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas
3.2.3 Gesundheitliche Folgen von Übergewicht und Adipositas bei Kindern
3.2.4 Studienlage zur Prävention und Therapie von Übergewicht/Adipositas im Kindes- und Jugendalter
3.2.5 Handlungsempfehlungen aus Leitlinien und Forschungsergebnissen
3.2.6 Anforderungskriterien an präventivorientierte Kurskonzepte nach § 20 SGB V
4 METHODIK
4.1 Zielgruppe
4.2 Maßnahmen
4.2.1 Grobplanung
4.2.2 Begründung der geplanten Maßnahmen
4.3 BenötigteRessourcen
5 ERGEBNISSE
5.1 Darstellung Ernährungskurskonzept
5.2 Darstellung Evaluationskonzept
6 DISKUSSION
6.1 Betrachtung der eigenen Planung
6.2 Umsetzungsprobleme und deren Lösungsstrategien
6.3 Zukünftige HandlungsstrategienZ-empfehlungen
6.4 Die Sinnhaftigkeit von präventiven Kurskonzepten nach § 20 SGB V
7 ZUSAMMENFASSUNG
8 LITERATURVERZEICHNIS
9 ABBILDUNGS-, TABELLENVERZEICHNIS
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Tabellenverzeichnis
Seit einiger Zeit zählen Übergewicht und Adipositas zu einer der größten gesundheitlichen Probleme unserer Gesellschaft. Jedes 6. Kind in Deutschland ist übergewichtig (AGA, 2018). Viele davon sogaradipös. Die Prävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen spielt eine wichtige Schlüsselrolle, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit begleitet das Übergewicht die betroffenen Kinder bis ins Erwachsenenalter. Da Übergewicht und Adipositas ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko im Kindes- und Jugendalter darstellen (Babitsch et al., 2016) ist mit einer hohen Notwenigkeit für Maßnahmen zur Prävention in diesem Alter zu rechnen. Übergewicht schränkt nicht nur die physischen, mentalen und gesellschaftlichen Komponenten ein, sondern trägt auch viele schwere Folgekrankheiten mit sich (Pachinger, 2015). Zunächst steigen Blutdruck, Cholesterin und Blutzuckerspiegel an. Schnell kommen Krankheiten hinzu, die früher erst im späteren Alter auftraten, wie Typ-2-Diabetes, Leberverfettung und Bluthochdruck. In schweren Fällen kommt es zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, sowie eine allgemein verringerte Lebenserwartung (Daniels, S. 2006). Um diese Folge möglichst gering zu halten sollten Kinder früh mit einer Adipositastherapie beginnen, denn Waters, E. (2011) fand auch heraus, dass die Altersabhängigkeit eine große Bedeutung hat. Jejünger die Kinder, desto besser die Ergebnisse. Ein Beleg, dass mit Prävention und Therapie früh gestartet werden muss, um das Ernährungsund Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Eine gängige Methode, um das Ernährungswissen der Kinder zu erweitern, ist die Erstellung eines Kurskonzeptes nach § 20 SGB V. Unter Kursen nach § 20 SGB V fallen Präventionskurse. Sie sollen die Gesundheit erhalten, verbessern und Risiken für Krankheiten reduzieren. Der „Leitfaden Prävention“ unterteilt diese in vier Handlungsfelder: Bewegungsgewohnheiten, Ernährung, Stressmanagement und Suchtmittelkonsum.
Das Ziel der Arbeit besteht darin ein präventivorientiertes Emährungskurskonzept für Kinder im Alter von 7-10 Jahren auf der Grundlage von Wirksamkeitsbelegen zu erstellen. Es soll ein Kurskonzept für Kinder erstellt werden, mit diesem signifikante Ergebnisse in Bezug auf die Prävention von Übergewicht und Adipositas erzielt werden können. Dafür werden Wirksamkeitsbelege mit Hilfe einer wissenschaftlichen Literaturrecherche recherchiert, qualitativ ausgewertet und zu einem neuen Konzept zusammen getragen. Das Ernährungsprogramm wird für die Abrechnung über Krankenkassen konzipiert. Bei der Erstellung sind die Anforderungskriterien des § 20 SGB V zu berücksichtigen.
Übergewicht und Adipositas, Begrifflichkeiten die häufig in unserer Gesellschaft gleichgestellt werden. Zwischen liegt jedoch ein Unterschied. Geht das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße über das normale Maß, spricht man von Übergewicht oder Adipositas. Mit der Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) lässt sich das Gewicht wie man der Tab.l Entnehmen kann in verschiedene Kategorien einstufen: Untergewicht, Normalgewicht und Adipositas Stufe I bis III (WHO, 2000). Ab einem BMI von 25,0 kg/m2 gilt man als übergewichtig. Ab einem BMI von 30,0 als adipös oder auch fettleibig.
Tab. 1: BMI-Kategorisierung (modifiziert nach WHO, 2000)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der BMI ist ein Richtwert, der sich ausschließlich auf die Körpermasse, unabhängig von Alter und Geschlecht bezieht. Die Berechnung erfolgt mit folgender Formel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Deutschland werden Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen mithilfe von geschlechtsspezifischer Altersperzentile für den BMI definiert. Die von der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter entwickelten Daten dienen als Referenzwerte (Kromeyer, 2001). Ein Übergewicht liegt bei Kindern und Jugendlichen vor, wenn sich der BMI-Wert oberhalb der 90. Perzentile befindet. Liegen die Werte oberhalb der 97. Perzentile, spricht man von Adipositas.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unter dem Begriff Krankheitsprävention, häufiger auch nur als Prävention versteht man das Vorbeugen von Krankheiten. Ziel der Prävention ist es, Krankheiten zu verhindern und mögliche Risiken von Erkrankungen zu reduzieren (Klotz, 2006). Mit der Prävention ist auch die Gesundheitsvorsorge beschrieben, Sie umfasst alle Maßnahmen die gezielt Krankheiten vorbeugen können (Bartholomeyczik, 2006) und dabei genau auf Riskien unterschiedlicher Krankheiten eingehen.
Die Gesundheitsförderung hingegen befasst sich mit dem Erhalt der Gesundheit. Sie ist nicht auf konkrete Krankheiten ausgerichtet, sondern auf eine allgemeine Stärkung der Gesundheit (Bartholomeyczik, 2006). Laut Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (2020) ist das Ziel der Gesundheitsförderung „für alle Menschen einen Zustand von körperlichem, seelischem und sozialem Wohlbefinden erreichbar zu machen“.
Inhaltliche Handlungsfelder und qualitative Kriterien, für die Leistungen der Krankenkassen in der Primärprävention und betrieblichen Gesundheitsförderung, werden im GKV-Leitfaden Prävention von dem GKV-Spitzenverband zusammen mit den Krankenkassenverbänden festgelegt. Diese sind verbindlich für die Leistungserbringung vor Ort. Die den dargestellten Handlungsfelder und Kriterien nicht entsprechenden Maßnahmen dürfen nicht durchgeführt oder gar gefördert werden. Unter die vier Handlungsfelder der individuellen verhaltensbezogenen Primärprävention fallen die Bewegungsgewohnheiten, Stressmanagement, Suchtmittelkonsum und für diese Arbeit von größter Bedeutung das Handlungsfeld Ernährung, mit den Präventionsprinzipien Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung sowie Vermeidung und Reduktion von Übergewicht. Der Leitfaden bildet die Grundlage für alle Maßnahmen, die Versicherten unterstützen sollen Krankheitsrisiken frühstmöglich vorzubeugen und gleichzeitig gesundheitliche Ressourcen zu stärken. Genauere Anforderungskriterien sind unter Kapitel 3.2.6 zu finden.
Übergewicht und Adipositas, eines der größten Gesundheitsprobleme bei Kindern und Jugendlichen. Auch wenn Studien zeigen, dass sich die Werte in den letzten Jahren weitestgehend stabilisiert haben (Blüher, S. + Moss, A.) liegen diese trotzdem zu hoch. Mehr als 50% der adipösen Kinder bleiben auch im Jugendalter adipös. Ca. 80% der adipösen Jugendlichen weisen auch im Erwachsenenalter Adipositas auf (Simmonds, M. 2016). Laut Rki.de spricht man in Deutschland nach dem letzten Stand von insgesamt 15% übergewichtigen Kindern im Alter von 3-17 Jahren. 6,3% davon leiden sogar unter Adipositas. Schaut man die für diese Arbeit gewählte Zielgruppe von 7-10-Jährigen an, liegt man bei 15% Übergewichtigen und 6,4% Adipösen Kindern.
Zu den Risikofaktoren von Übergewicht gehören etliche Punkte. Elterliches Übergewicht, eine hohe Gewichtszunahme (der Mutter) während der Schwangerschaft, Rauchen der Eltern, wenig Schlaf, eine geringe körperliche Aktivität, ein hoher Medienkonsum, eine ungesunde Ernährung oder auch ein niedriger Sozialstatus sowie Migrationshintergründe (Roth, C. 2002). Im Folgenden werden drei der genannten Risikofaktoren genauer betrachtet. Das Übergewicht der Eltern ist eines der stärksten Faktoren. Hier spielen die Vorbildfunktion und die Prägung des Verhaltens von Kindern eine wesentliche Rolle. Die genetische Veranlagung kann hier nur zu einem Teil miteingezogen werden, da dieser Zusammenhang auch bei nicht leiblichen Eltern nachvollzogen werden kann (Fogelholm, M. 1999). Unabhängig sind hierjedoch das Alter und Geschlecht des Kindes. Der nächste Faktor bezieht sich auf die Verhaltensweisen der Kinder. Der Medienkonsum. Dieser ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Je höher der Medienkosumje höher somit auch die körperliche Inaktivität der Kinder. Zudem werden Kinder unter zwölf Jahren sehr von Werbung im Fernsehen beeinflusst (Lobstein, 2005). In dem Fall kann sich hier die Werbung auf hochkalorische Lebensrnittel negativ auswirken. Nach Belissimo, 2007 lässt sich auch sagen, dass der Fernsehkonsum während der Aufnahme einer Mahlzeit zu einer erhöhten Energieaufnahme beiträgt. Als letzter Faktor auf den näher eingegangen wird ist die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Deutschen Kindern wird oftmals ein falsches Essverhalten vermittelt. Sie essen zu süß, zu fett, zu große Mengen (Grau, 2003), die empfohlene Zufuhr wird nicht eingehalten, sowie der hohe Konsum an zuckerhaltigen Getränken (Kersting, 2004). Die Nahrungsmittelauswahl und Ernährungsgewohnheiten werden meist mit denen der Eltern in Verbindung gebracht so Reinehr (2010). Jugendliche konsumieren zu viele Lebensrnittel mit einer hohen Energiedichte, was sehr gefährlich ist, vor allem auch beim „Snacken“ (Jahns, 2001). Ein Drittel aller Mahlzeiten werden von Jugendlichen außerhalb von zu Hause gegessen (Reinehr, 2010), viele greifen hier auf das günstige Fast-Food Restaurant zurück. Schaut man die Empfehlungen einer ausgewogenen Ernährung an, essen die deutschen Kinder und Jugendlichen zu viele fett- und eiweißhaltige Fleischprodukte. Beim Gemüse werden sogar 50% unterschritten (Brettschneider, 2006). Häufiger Grund eines Übergewichts ist die Energie-Disbalance. Die Energieaufnahme ist im Vergleich zur Energieabgabe zu hoch. Auf den Zusammenhang von Ernährung und mangelnder Bewegung schauen immer mehr Wissenschaftler (Grau, 2003; Brettschneider, 2006) in Bezug auf die Entstehung von Übergewicht und Adipositas.
Übergewicht und Adipositas ziehen viele metabolische sowie physiologische Veränderungen mit sich. Zu den häufigsten durch Adipositas bedingten Erkrankungen zählen Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf und orthopädische Erkrankungen (Eisenmann, J.C., 2004). Folgeerkrankungen des Übergewichts können schon sehr früh auftreten. Bereits 25 Prozent der betroffenen übergewichtigen Kinder leiden an einer Fettwechselstörung, ca. 33 Prozent von ihnen an Bluthochdruck (Reinehr, 2005). Dehnungsstreifen, Infektionen der Haut und ein verstärktes Längenwachstum sind ebenfalls Folgen der Adipositas (Wabitsch, 2005). Jedoch gibt es auch psychische sowie psychosoziale Auswirkungen. Übergewichtige Kinder werden oft ausgegrenzt und gemobbt, das Selbstwertgefühl sinkt und wirkt sich so stark aus, dass Kinder sich zurückziehen. Es kommt zur sozialen Isolation, Depressionen können sich entwickeln (Hartmann & Hilbert, 2013). Schimmer (2003) fand durch seine Studie heraus, dass der Leidensdruck von übergewichtigen Kindern, dem von krebskranken Kindern gleichgesetzt werden kann. Oftmals nehmen Kinder gar nicht erst die körperliche Erkrankung war, sondern den psychischen Druck.
Laut WHO (2000) gibt es drei verschiedene Präventionsmöglichkeiten: Die universale, selektive und gezielte Prävention. Erstere richtet sich an alle Menschen, unabhängig von bestehenden Risiken. Sie dient der Gesundheitsförderung. Mit ihr sollen Risiken reduziert und/oder beseitigt werden. Die selektive Prävention richtet sich an alle mit bestehenden Risiken. Seien die Kinder noch normalgewichtig oder schon übergewichtig und besitzen adipöse Eltern. Das Wissen soll verbessert werden. Vereinzelte Studien zeigen zu dieser Strategie eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und eine minimale Verbesserung des BMI (Campbell, 2001). Die letzte Strategie, die gezielte Prävention, richtet sich an alle bereits Übergewichtigen und Adipösen. Hier konnten Studien zeigen (Edmunds, 2001), dass sich das Übergewicht bei einigen Kindern, deren Familie bereit für eine Verhaltensänderung war, reduziert werden konnte. Bei Kindern ist nicht immer eine Gewichtsreduktion nötig. Für den Anfang reicht auch eine Gewichtsstabilisierung. Kinder haben Erwachsenen gegenüber den Vorteil, durch ein stabiles Gewicht bei gleichzeitigem Körperwachstum eine Verbesserung des BMI zu erreichen (Reinhardt, 2014). Ein Nachweis von nachhaltigen Wirkungen, sowie flächendeckende Therapieangebote fehlen bis heute (Mast, 2003). Auch Medikamente und Diäten zeigen keine nachhaltigen Erfolge (Daniels, 2001). Nur chirurgische Eingriffe zeigen Effektivitätjedoch mit gravierenden Nebenwirkungen (Braghetto, 2003). Kursprogramme die in Kombination von Ernährungstherapie, Bewegungstherapie (Epstein, 2002), sowie dem Einbezug der Eltern (Epstein, 1996) durchgeführt wurden, erzielten die besten Ergebnisse. Evidenzbasiert ist der Einfluss von körperlicher Aktivität in der Adipositastherapie. Dadurch kann der Körperfettanteil signifikant gesenkt werden (Owens, 1999). Von großer Bedeutung ist auch die Gestaltung eines aktiven Alltags (Tremblay, 2003). Studien belegen, dass es sich bei der Reduzierung von Übergewicht positiv auswirkt, wenn Kinder viel zu Fuß laufen, Fahrrad fahren, die Treppe statt dem Aufzug nehmen oder auch Draußen spielen, statt zu Hause auf Medien zurückzugreifen und dabei die körperliche Aktivität einzuschränken. Zudem wird die höhere Aktivität von Kindern belegt, wenn deren Eltern aktiv sind (Moore, 1991). Neben ambulanten Therapiemöglichkeiten zeigen Studien auch den positiven Effekt von stationären Angeboten mit einer Dauer von 4-6 Wochen in spezialisierten Kliniken für Kinder- und Jugendliche (Wabitsch, 2014).
Tab. 2: Darstellung der recherchierten Wirksamkeitsbelege (1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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