Bachelorarbeit, 2017
29 Seiten, Note: 3,3
Didaktik für das Fach Französisch - Pädagogik, Sprachwissenschaft
1. Einführung
1.1 Hörverstehen als Untersuchungsgegenstand
1.1.1 Hörverstehen als Zusammenspiel von bottom-up und top-down Prozesse
1.1.2 Hörverstehen als mehrschichtiges Konstrukt
1.2 Teilkompetenz im Bereich Hörverstehen
2. Hörverstehen im Französischunterricht
2.1 Merkmale der französischen Intonation und Betonung
2.1.1Nasale Phoneme und stumme Konsonanten
2.1.2 Das e caduc, muet, instable
2.1.3 Die Liaison
3. Authenzität im Französischunterricht
3.1 Vorteile der Authenzität
3.1.1 Nachteile der Authenzität
3.2 Zur Nutzung von Alltagsdialogen im Hörverstehensunterricht
4. Herausforderung des Hörverstehen im Französischunterricht für Lernende mit deutscher Sprache
4.1 Differenzierte Förderung des Hörverstehen unter Berücksichtigung der Teilkompetenz
4.1.1 Musik zur Förderung des Hörverstehen
4.1.2 Phonetische Aufgaben zur Förderung des Hörverstehen
4.1.3 Das Drei-Phasen-Modell
4.1.4 Förderung des Hörverstehens durch Dialoge
4.2 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
5. Literaturverzeichnis
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem weit strukturiertem Thema des Hörverstehensprozesses im Französischunterricht für Lernende mit deutscher Muttersprache. Der Blick richtet sich auf das Zusammenspiel von Hören und Verstehen als zentraler Teil der fremdsprachlichen Kommunikativen Kompetenz. Die Aufnahme und die Verarbeitung rezeptiver Kompetenzen ist generell nicht beobachtbar, da sie mental verarbeitet werden. Vor allem liegt die Wichtigkeit des Hörverstehens darin, dass sich darunter auch die produktiven Fertigkeiten aktivieren lassen. Erst wenn das Gehörte oder Gelesene aufgenommen und verstanden wird, kann in Gedanken eine schriftliche oder mental eine mündliche Äußerung bzw. Reaktion entstehen. Dementsprechend zählen auch psychologische Aspekte, ebenso wie Kognitive Prozesse und Verarbeitungsverfahren in dieses Gebiet. Hierbei wird das Zusammenspiel der bottom-up und top-down Verfahren vorgestellt, da diese Prozesse die Art und Weise wie das Gehörte wahr genommen und mental verarbeitet wird, darstellen. Daran erkennt man, dass nicht nur spezifisches linguistisches Wissen erfordert wird, sondern auch Hintergrundinformationen bzw. Allgemeinwissen zum Thema des Hörtextes. Das Hörverstehen besteht somit aus mehreren Schichten, das eine Schwierigkeit im Fremdsprachenunterricht ausmacht. Unsere Fragestellung bezieht sich insbesondere auf die Herausforderungen, die sich bei der Auseinandersetzung mit den sprachlichen Merkmalen des Französischen für deutsche Muttersprachler ergeben. Da das phonetische System des Französischen von einer besonderen Komplexität gekennzeichnet ist, soll diese Komplexität Schülerinnen und Schülern bewusst gemacht und zur Entwicklung des Hörverstehen in mündlichen Texten erkannt werden. Auf die Betonung und Aussprache von nasalen bedeutungsunterscheidenden Einheiten sowie die Artikulation von französischen Besonderheiten wie die „liaison“ oder das „e caduc“ wird in Kapitel 3.1 hingewiesen. Diese sprachlichen Eigenschaften stellen wie so oft Hindernisse für die Lernenden mit deutscher Muttersprache dar, zumal die häufigsten Hörtextbeispiele im Französischunterricht Alltagsdialoge sind, an denen es manchmal an Authenzität fehlt. Wir werden also einige Übungsbeispiele besprechen und anschließend Lösungen für die Verbesserung des Hörverstehens vorschlagen, die sich sowohl an Lehrkräfte und als auch an die Lernenden richtet. Der fremdsprachliche Unterricht bezüglich der rezeptiven Kompetenz Hörverstehen, wird nicht nur von der Lehrperson allein geleitet, sondern auch von den Lernenden, da die Aufnahme und Verarbeitung jener Kompetenz nicht direkt beobachtbar und erfassbar ist.
Das Hörverstehen ist eine menschliche Aktivität, das aus Sprachverstehen und Sprachwahrnehmung besteht. Um zu kommunizieren, muss zuerst das Gehörte aufgenommen und verstanden werden, was folglich eine Reaktion produziert. Insoweit besitzt der Mensch die Fähigkeit Laute wahrzunehmen und zu erkennen, um sich damit schriftlich und mündlich auseinanderzusetzen. Dementsprechend ist diese Fähigkeit weit gefasst; sie gehört einerseits als Teilaspekt der Kognitiven Psychologie an, wird andererseits als ein Untersuchungsgegenstand der Psycholinguistik betrachtet. Der Vorgang des Hörverstehens besteht aus einer mehrstufigen hierarchischen Struktur: Die erste wird als die Stufe der Wahrnehmung bezeichnet und ist somit ein akustisch-perzeptiver Vorgang, in der Laute durch Koordination, Integration und Selektion zu phonetischen Einheiten klassifiziert werden. Es heißt, dass in diesem Vorgang, auch genannt „Primary recognition“ Phase, die minimalen Perzeptionseinheiten ausgesondert und ihre akustischen Merkmale zu den im Langzeitgedächtnis aufbewahrten Mustern in Beziehung gesetzt werden (vgl. Myczko 1995 : 16). Die zweite Stufe befasst sich mit der Dekodierung und die letzte mit der Interpretation der Lauteinheiten. Die Dekodierung nimmt die wahrgenommenen Lexeme auf und verbindet sie auf der Grundlage des vorhandenen Gedächtnisinhaltes zu Einheiten. Anders gesagt, entspricht dies der Umwandlung einer perzeptiven Information in eine kontextuelle. Die Fähigkeit, die gehörten Wörter zu erkennen und einzuordnen hängt also von den im Gehirn bereits gespeicherten Arten der Wortmatritzen ab. Letztendlich ist es der Prozess der Interpretation, der das ganze Verständnis ausmacht. Das Gehörte wahrzunehmen, zu enkodieren und sprachliche Zeichen in Verbindung mit einer logischen Ordnung der sprachlichen Äußerung in Einklang zu bringen, vervollständigt das Gesamtverstehen. Durch das Interpretieren gelangt der Rezipient zur vollständigen Aufnahme und Verständnis des Gehörten und aktiviert zugleich den nächsten Vorgang: Die Reaktion auf das Aufgenommene durch neue mündliche Äußerungen. Der Hörverstehensprozess verläuft also in dieser Reihenfolge und durcharbeitet diese drei Stufen - Auditive Wahrnehmung - Enkodierung - Interpretation des Gehörten. Wie bereits erwähnt ist es unmöglich diesen mentalen Aufnahmeprozess schriftlich aufzuzeigen wie z.B. bei Diktaten oder Textanalysen.
Die bottom-up Prozess sind das Verfahren in der kleine Bruchstücke einer Sprache, wie Laute und Wörter, wahrgenommen werden und davon ausgehend die Bedeutung des Textes rekonstruiert wird. Die top-down Prozesse hingegen umfassen eine viel größere Bandbreite an Hinweisen wie Allgemeinwissen zum Thema oder die Umgebung des Sprechenden, da sie sich auf nicht linguistische Fertigkeiten beziehen. Eine Reihe von sub-skills ermöglichen die auditive Wahrnehmung und die Verarbeitung des Gehörten: Zuerst werden „Perception skills“ benötigt, um verschiedene Laute zu erkennen, Betonungsmuster festzustellen sowie Hintergrundgeräusche zu erfassen. „Language skills“ sind für die Abgrenzung von Lexemen oder bestimmten Wortfeldern und zur Erfassung von wichtigen kohärenten Verbindungen wie en premier temps, a cause de, a titre d ‘ exemple, en conclusion, erforderlich. „Using knowledge of the world“ bezieht sich auf nicht sprachliches Wissen wie das Allgemeinwissen und Hintergründe des Themas, „dealing information“ bedeutet demnach mit dem Gehörten umzugehen und die wichtigsten Punkte herauszuhören und Details zu bearbeiten. Als Letztes folgt „interacting with a speaker“ das mit der Sprechabsicht bzw. Haltung oder Stimmung des Sprechers zusammenhängt und evtl. Besonderheiten des Sprechenden wie Dialekt oder Aussprache umfasst. Die Lernenden müssten dieses langwierige komplexe Verfahren fehlerlos meistern können um das Gehörte erfolgreich zu verstehen. Die Bearbeitungsschritte erfolgen vom Einfachen zum Schwierigen, denn die bottom-up Verfahren werden auch als „lower level“ im Hörverstehen definiert und die top-down als „higher level“ da das Erstere von kleinen Details bzw. vom Verständnis einzelner Wörter ausgeht und das Letztere sich auf höhere Ebenen des Prozesses begibt (vgl. Flowerdew 1994 : 9). Somit sind die Lernenden mit vielen unterschiedlichen Aspekten konfrontiert, die sie während dem Hören eines Textes bzw. Dialoges bearbeiten müssen. Die Schwierigkeit besteht nicht nur darin das Gehörte zu enkodieren, sondern auch in ein anwendbares Mittel zu transportieren, um eine Reaktion auf das aufgenommene zu zeigen und um weitere Kompetenzen zu aktivieren. Der Fremdsprachenunterricht ,unabhängig davon welche Sprachen gelehrt werden, setzt sich aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, denn bei der Beobachtung beider Prozesse zeigt sich, dass das linguistische Wissen wie das nicht linguistische bzw. Allgemeinwissen zum Verständnis einer Sprache zusammen gehören. Das Sprachsystem zu entziffern und zu verstehen, umfasst nur ein Element des gesamten Gebietes. Es ist offensichtlich, dass die Kommunikativen Kompetenzen eine große Herausforderung im allgemeinen Sprachunterricht darstellen, da allein schon das Hörverstehen aus einem umfangreichen und mehrstufigem Verfahren besteht.
Das Hörverstehen ist eine komplexe Kompetenz, das trotzdem gemessen werden kann. Das, was messbar ist, bezieht sich auf zwei unterschiedliche Fertigkeiten: Zum einen das linguistische Wissen, zum anderen das nicht linguistische Wissen. Ersteres schließt Phonetik, Syntax, Semantik, Lexik und Diskurse ein. Nicht linguistisch bezieht sich auf das Allgemeinwissen und Hintergrundinformationen des gehörten Konstruktes. Jedoch sind die Meinungen über die Verarbeitung und Verstehen jener rezeptiven Kompetenz umstritten, daher müssen die Verarbeitungen im Hinblick auf top-down und bottom-up Prozesse bezogen werden. Hörverstehen ist ein top-down Prozess in dem Sinne, dass die unterschiedlichen Arten von Wissen im Sprachverstehen involviert sind und nicht in einer festen Reihenfolge gelten, sondern gleichzeitig oder auf jede Art benutzt werden können. Hörverstehen ist das Ergebnis der Interaktion zwischen einer Anzahl an Informationen, das akustische Merkmale, verschiedene Wissensarten, sowie Details zum Inhalt enthält. Somit ergeben sich fünf verschiedene Wissensarten:
1. Input des Rezipienten
2. Anwendung der durch Sprache gewonnene Information
3. Anwendung von Weltwissen
4. Zusammenhang der Kommunikation
5. Mentale Bedeutungsvorstellung
Der Input des Rezipienten macht auf einen weiteren Detailaspekt aufmerksam: Der akustische Input. Zuerst nimmt der Zuhörer akustische Signale wahr, die sobald sie einen Sinn ergeben, zu vollständigen Sätzen bearbeitet werden. „Input“ bedeutet auch phonologische Ähnlichkeiten zu unterscheiden wie z. B. „ Elle a “ und „ Elle l ‘ a “. In einer Übung können diese beiden Unterschiede kaum gehört werden da das „ll“ in beiden Fällen stark betont wird und das Sprechtempo eine weitere Schwierigkeit darstellt. Auch muss der Lernende mit Redundanzen umgehen können und nur die wichtigste Information je nach Aufgabenstellung aufnehmen. Die Anwendung der durch Sprache gewonnene Information macht auf zwei verschiedene Arten des Wissens aufmerksam: Deklaratives und prozedurales Wissen. Ersteres enthält Wissen über Fakten und letzteres wie etwas getan werden muss (vgl. Buck 2001 : 14). Beispielsweise weiß der Lernende, dass es im Französischen die Relativpronomen „qui“ und „que“ gibt, was zum Bereich des deklarativen Wissens gehört, anhand dieser Phänomene einfache und komplexe Sätze zu bilden und zu unterscheiden welches Pronomen wann eingesetzt wird, entspricht dem prozeduralen Wissen.
Außerdem trägt das dazu bei Lexeme und semantische Einheiten zu erschließen. Das Verständnis des gesamten Kontextes einer Hörübung und spezifische Fakten bzw. Wissen fallen in den Bereich „Anwendbares Weltwissen“. Während einer Hörübung werden bestimmte Erwartungen gestellt und bildliche Gedanken produziert, denn unser bereits existierendes Weltwissen ermöglicht die Annahme einer speziellen Situation und Umgebung oder Kontext. Es wirken sich somit auf die Interpretation des Gehörten mentale Strukturen aus, welche die alltäglichen Situationen und Ereignisse beschreiben, die im Leben eines Menschen auftreten. Diese mentalen Strukturen werden im Sinne der sogenannten „Script theory“ von Schank und Abelson (1977) als „scripts“ bezeichnet (vgl. Buck 2001 : 20). Jede mündliche Äußerung bzw. jeder Dialog bezieht sich auf ein bestimmtes Thema und gibt Informationen über den Kontext an. Die Psycholinguistik betrachtet den Kontext als „co-text“ weil das weitere Hinweise einleitet, die Soziolinguistik hingegen als Kontext einer Situation bzw. die soziale Situation in der die Kommunikation stattfindet. Der Zusammenhang von Kommunikation ist von zentraler Bedeutung für die „compréhension“. Auch wenn einzelne Wörter richtig verstanden werden, ist der Kontext überaus wichtig um die gesamte Hörübung und vor allem die Absicht des Sprechers zu verstehen. Ob ein Lernender das Gehörte tatsächlich verstanden hat, kann die Lehrperson nicht wirklich sehen, nur anhand der richtig angekreuzten Aufgaben und Lösungen kann eine Schlussfolgerung entstehen. Der Hörverstehensprozess kann nicht verdeutlicht oder bildlich dargestellt werden wie z. B. im Fach Mathematik in dem die einzelnen Inhalte anhand von verschiedenen Rechenwegen belegbar sind. Sogenannte mentale Abbilder, die in Gedanken entwickelt bzw. aktiviert werden, stellen den Sprachprozess dar. Das Gedächtnis, das aus einem Kurzzeit- Arbeitszeit- und Langzeitgedächtnis besteht, ist für das Bearbeiten, enkodieren und Speichern von Informationen, sei es schriftlich oder mündlich, verantwortlich (vgl. Buck 2001 : 26). Demnach entstehen mentale Abbilder oder Vorstellungen über eine Aussage bzw. Äußerung, die vom Hörer wahrgenommen wird. Durch mentale Bedeutungsvorstellungen ist der Lernende in der Lage bereits während dem Hörvorgang Annahmen über die mündliche Äußerung zu bilden und so die Absicht des Sprechers und Kontext zu verstehen, da das Gehörte mental übersetzt wird. Es werden verschiedene Wissensarten und mentale Prozesse während einer Hörübung erfordert und aktiviert. Dies wiederum beweist die Komplexität der Kommunikativen Kompetenz Hörverstehen und stellt für Lernende aller Sprachen eine Herausforderung dar. Kompetenzen im Bereich Hörverstehen umfassen weitere Aspekte und Teildisziplinen, die im folgenden Kapitel näher erläutert werden.
Das Hören bezieht sich auf die Aufnahme eines Geräusches und das Verstehen bezieht sich auf Prozesse, die durch das Enkodieren und Speichern im Gehirn passieren und Informationen verarbeiten. „Jedes Hörverstehen (HV) beginnt mit der Identifikation akustischer Sprachzeichen und einer Sinnkonstruktion“ (Meißner & Tesch 2010 : 74) . Damit ist aus linguistischer Sicht die Erkennung von Signifikaten (Zeicheninhalte) und Signifikanten (Zeichenkörper) gemeint. Letzteres bringt den Hörer durch die Identifikation während des Sprechens zu einer rapiden Konstellation der Bedeutung der Zeicheninhalte. Diese sprachlichen Zeichen bilden zusammen das sprachliche Zeichen (signe linguistique) und sind miteinander verbunden, denn sobald der Zeichenkörper erkannt wird, wird auch der Zeicheninhalt verstanden. Des Weiteren gehören bestimmte Dimensionen zum Bereich des Hörverstehen: Linguistische Kompetenz, Soziolinguistische Kompetenz sowie die pragmatische und strategische Kompetenz. Ersteres umfasst die Fähigkeit des phonetischen Diskriminierens und lexikalischen Segmentierens. Die Soziolinguistische Kompetenz wird als die Fähigkeit bezeichnet, die soziale Konstellation der Hörsituation zu durchschauen. Die Auseinandersetzung mit den sprachlichen Diskursen erläutert die pragmatische Kompetenz und die strategische weist den Hauptschritt der mündlichen Interaktion ein: Das Gehörte zu kommentieren bzw. nachfragen. In der Psycholinguistik existiert das „Shadowing“ (das Gehörte nachzusprechen) als Teilaspekt des natürlichen Hörverstehensprozess. Hierbei wird die verstandene Sprache „phonologisiert“, d. h., in morphologische und semantische Einheiten dekomponiert. Während der Verarbeitung rezeptiver Prozesse kommt es immer zu einer Phonologisierung. Letzteres ermöglicht die merkmalsorientierte und ganzheitliche Speicherung von Sprachformeln und realisiert die Repräsentation von Sprachformen. Hörverstehen als sprachliche rezeptive kommunikative Kompetenz beinhaltet, wie es schon die vorherigen Kapitel gezeigt haben, eine weitaus große Bandbreite an Definitionen und bezieht sich auf weitere Disziplinen. Ebenfalls im didaktischen Bereich wird diese Kompetenz im Fremdsprachenunterricht bzw. Sprachunterricht ganz groß geschrieben, da sie ein wichtiger Aspekt des fremdsprachlichen Schulunterrichts ist und eine der Kernkompetenzen darstellt. Um die Lernenden nicht zu überfordern, wird das Hörverstehen je nach Kompetenzniveau und Klassenstufe Schritt für Schritt eingeführt und geübt. Dabei folgt eine Unterteilung in Global-, Selektiv- und Detailverstehen. Das Globalverstehen umfasst das Gesamtverständnis einer Hörübung, das Selektive Verstehen bestimmte Sätze oder spezielle Abschnitte und das Detailverstehen beinhaltet jedes einzelne Wort. Meist reicht das Globalverstehen im Anfangsunterricht aus, um den gesamten Kontext zu verstehen, denn die Hauptaussagen sind am wichtigsten für das Verstehen.
Im Schulunterricht wird eine Hörübung meist dreimal gehört, um zuerst das Globalverstehen zu überprüfen, dann das Selektive Verstehen und zuletzt die Details. Auf diesem können die Herausforderungen des Hörverstehens gezielt geübt werden und so können sich die Schülerinnen und Schüler schrittweise der Fremdsprache annähern. Dazu kommt noch die Zerlegung in Kompetenzniveau A, B und C. Kompetenzniveau A beinhaltet die Fähigkeit konkrete Einzelinformationen aus Kontexten alltäglicher Kommunikation hörend zu verstehen, wenn diese Informationen langsam und deutlich in einfacher Sprache präsentiert werden. Dies bezieht sich auf den Anfangsunterricht in der Schule, da der Wortschatz der Lernenden zu der Zeit noch sehr gering ist. Das Kompetenzniveau A+ beinhaltet auch noch die Formulierung „eindeutige Umschreibungen dieser Informationen erschließen; kann eine geringe Anzahl konkreter Informationen beim Hören verknüpfen, um Hauptaussagen zu verstehen (vgl. Beck & Klieme 2007 : 191). In der Mittelstufe wird das Kompetenzniveau B und B+ erwartet: Verständnis von konkreten Informationen entwickeln, explizite Informationen interpretieren sowie abstrakte Informationen in alltäglichen Kontexten verstehen. Die Lehrenden befinden sich nun nicht mehr im Anfangsunterricht, sondern in der Mittelstufe und sind in der Lage komplexere Wörter bzw. Sätze zu verstehen. In der fortgeschrittenen Stufe wird zur Erlangung des Kompetenzniveaus C erfordert, dass die Lernenden abstrakte Informationen in komplexer Sprache und Sprechgeschwindigkeit ohne direkten Alltagsbezug verstehen sowie die Verknüpfung von mehreren Informationen beim Hören beherrschen. Da sich das Kompetenzniveau C auf das Muttersprachlerniveau bezieht, müssen die Lernenden auch dementsprechend die kleinsten Einzelheiten problemlos und schnell verstehen. Außerdem werden auch die Themen im Schulunterricht für das jeweilige Kompetenzniveau nach einer bestimmten Reihenfolge strukturiert, so dass sich bestimmte Inhalte wie z. B. sich persönlich vorstellen, Angaben über das Alter und Vorlieben zu geben, für das Anfängerniveau eignen oder politische Themen eher im fortgeschrittenem Niveau behandelt werden. Ebenso wird das Hörverstehen immer in kleinen Schritten geübt um die anderen Kommunikativen Kompetenzen zu erweitern. Denn die Beherrschung der einen Kompetenz beeinflusst die andere. Dennoch werden alle Kompetenzen gleichermaßen geübt und beinhalten manchmal dieselben Themen um sie zu einer Einheit zu verknüpfen. Im Schulunterricht gelten jedoch weitere Aspekte und Regelungen, die im folgenden Kapitel genannt werden.
Der Fremdsprachenunterricht ist komplex und folgt einer bestimmten Reihenfolge von Aufgaben und Kompetenzerweiterungen. Die moderne Lehrplan-Forschung bezugnehmend zur Lern- und Verhaltenspsychologie bezeichnet das Lernen als Verhaltensänderung eines Individuums. Somit wird das Ziel französisch als Kompetenz zu erlernen zu einem Verhaltensziel, das lehr- und lernbar ist und sich überprüfen lässt. Es herrscht Konsens darüber, dass Lernziele operationalisierbar sein müssen, also zu Verhaltens- und Handlungsweisen führen, die als Kriterium für den Lernerfolg und Erreichung des Ziels gelten sollen. Um es genauer zu formulieren erfassen die Zielbereiche des Französischunterrichts: Kenntnisse, Fertigkeiten, Einsichten, Einstellungen und Haltungen. Kenntnisse zu erzielen bedeutet den Lernstoff sprachlich, literarisch und landeskundlich zu erlernen. Fertigkeiten als Zielbereich sind lehrbar, lernbar, übertragbar und überprüfbar. Sie bilden den sprachlichen Kode für alle Arten sprachlicher Interaktion und stellen den Kern aller Zielbereiche dar. Der dritte Zielbereich, das zugleich aus Einsichten, Einstellung und Haltungen besteht, wird erst dann gewonnen, sobald lehrreiche Teilaspekte der sprachlichen, literarischen und zivilisatorischen Wirklichkeit erreicht wurden und Kenntnisse sowie Fertigkeiten als Gegenstand der Reflexion gelten. Diese fachdidaktischen Zielbereiche müssen mit allgemein-pädagogischen Lernzieltaxonomien verbunden werden. Kenntnisse und Fertigkeiten gehören demnach dem kognitiven Gebiet an und die Gewinnung von Einsichten ist ein kognitives Lernziel. Die sprachlichen Ziele beziehen sich detaillierter auf die Audition, d. h., identifizierendes und diskriminatives Hören von Phonemen und suprasegmentalen Elementen. Das nächste Ziel befasst sich mit dem kontextuellen Hör- und Leseverstehen „Compréhension orale et écrite“. Die Articulation weist auf phonetisch-phonologische und suprasegmentale Leistung hin. Die sprachrichtige Anwendung von Lexemen und morpho-syntaktischen Elementen in sprachlichen Zusammenhängen ordnet sich dem Ziel „Expression orale et écrite“ an. „Die sprachlichen Grundfertigkeiten des diskriminativen und verstehenden Hörens, des phonetisch und strukturell korrekten Sprechens, des gliedernden, global- und detailverstehenden Lesens sowie des orthographisch, strukturell und sachlogisch korrekten Schreibens müssen je für sich und vor allem in ihrem Zusammenwirken disponibler Besitz werden“ (Arnold 1989 : 12). Dadurch entstehen die folgenden Kategorien: Hören/Verstehen und Sprechen : code oral; Lesen/Verstehen und Schreiben: code é crit; Hören/Verstehen und Lesen/Verstehen: d é codage; Sprechen und Schreiben: encodage. Diskriminatives und identifizierendes Hören ist die Grundvoraussetzung für die richtige Aussprache. Somit befasst sich der code oral mit der Phonologie und Phonetik, das im weiteren Verlauf näher betrachtet wird.
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